Hier für euch zusammengefasst und auf einen Blick erfassbar: die harten Fakten, die nackten Zahlen, das nüchtern betrachtete Ausmaß des Wahnsinns, kommentiert mit etwas Abstand zu den Konzerten. Die Tourstatistik der vergangenen Wochen der Keine Nacht für Niemand Tour aus meiner Sicht.
Besuchte Konzerte: 12
Davon in der ersten Reihe: 9
Wisst ihr noch, damals im Sommer, als ich gesagt habe, dass ich maximal 5 Konzerte vorne machen möchte? Ja, ich lache auch immer noch. Naiv von mir zu glauben, dass ich es wirklich aufgeben kann da vorne. Einerseits denke ich oft, dass ich für den Scheiß zu alt werde und vielleicht ein paar Mützen Schlaf gerade gesünder oder angenehmer wären, als früh morgens bei unchristlichen Temperaturen vor einer Halle zu sitzen. Andererseits stehe ich auch einfach unfassbar gerne auf dem „Stammplatz“ und muss zugeben, dass ich in der Menge oftmals das Gefühl habe, irgendwas zu verpassen.
Gefahrene Kilometer: ~ 3600
Für Feinde des Autofahrens mag das jetzt nach einer sehr langen Distanz klingen, im Grunde ist das aber für die Anzahl der Konzerte ein wirklich niedriger Wert. Hier kommt zum Tragen, dass die Routenplanung der Tour dieses mal wunderbar tourerfreundlich war und kaum überlange Strecken zu fahren waren. Die längste Distanz war hierbei von Pratteln nach Münster (um die 600km), wobei man hierzu erwähnen muss, dass ein ganzer Offtag Zeit dazwischen lag. Zum Vergleich gab es 2016 mit der Strecke Bamberg – Flensburg – Zwickau in kürzester Zeit 1500 Kilometer auf den Zähler.
Vertankte Euro: 424,32
Das behaupten zumindest die Kassenzettel, die Inga und ich im Handschuhfach angehäuft haben. Beim Studieren dieser Belege kam mir vorhin übrigens auch das große Grauen: seit dem Tourfinale bin ich (fast) Nichtraucher. Wenn ich mir nun ansehe, was ich während der Tour so verqualmt habe, dann kommen mir fast die Tränen. Für alle die es interessiert, es waren 17 Schachteln.
Beste Show: Dornbirn
Soll ich nochmal anfangen zu schwärmen? Wunderschöne Location, stimmige Setlist, bestens aufgelegte Band, Platz zum Tanzen…es kamen einfach alle Faktoren zusammen, die einen Konzertabend perfekt machen. Wäre noch eine selten gespielte Perle vom Format wie Juppe oder Ich hau rein im Set gelandet, wäre die Show vermutlich sogar in meiner ewigen Kraftklub Top 3 gelandet. (Kurzer Exkurs für die Neugierigen: Husum 2017 verdrängte nach drei Jahren die Klubshow im Dresdener Beatpol von Platz 1, auf dem dritten Platz landet unser irrsinniger Ausflug nach Italien 2015).
Schlechteste Show: Berlin
Ein Abend, an dem es einfach nicht gepasst hat. Ich denke, ich habe im Artikel zur Show bereits alles gesagt. Fairerweise muss ich aber erwähnen, dass rein auf die Band bezogen Salzburg deutlich schlechter war, aufgrund vieler kleiner Ungereimtheiten und einer nicht ganz zufriedenstellenden Setlist; in der Summe meiner Emotionen war Berlin aber einfach die größere Enttäuschung – daher dieses Fazit.
Highlight im Set: Band mit dem K, Liebe zu Dritt, Songs für Liam
Band mit dem K ist für mich das Paradebeispiel eines Songs, der live einfach ins Unermessliche wächst. Auf Platte fand ich den Song zunächst „nur“ ganz gut, irgendwas hat mir gefehlt. Das Live-Erlebnis womöglich! Innerhalb kürzester Zeit ist Band mit dem K, was einen gerade so zu zum Mitgröhlen zwingt, einer meiner Lieblingssongs geworden. Neben dem ein oder anderen schönen Crowdsurf ist vor allem auch unsere BH-Aktion aus Pratteln nun in meinen Erinnerungen fest mit dem Song verwoben. Hier hoffe ich wirklich, dass der Song die nächsten Jahre und Alben übersteht und uns länger in der Setlist erhalten bleibt.
Hachja, Liebe zu Dritt. Ich erinnere mich noch an den ersten Durchlauf der Keine Nacht für Niemand. Vor meinem inneren Auge sah ich uns schon quer durch die Hallen des Landes zum Elektroteil dieses Songs ausrasten. Gleich beim ersten Hören war ich verliebt in Text, Refrain und vor allem das ziemlich unerwartete Ende. Einfach herrlich, wenn der Song live dann genauso zündet, wie man es sich ausgemalt hat.
Zum Abschluss hier ein kleines Outing: ja, ich bin jeden Abend aufs Neue glücklich über Songs für Liam. Auch wenn die meisten der Tourer diese Ansicht nicht teilen und eher ein klein bisschen genervt vom großen Hit sind, so geht es mir ganz anders. Wenn ein Song sich nach der wärmenden Heimeligkeit eines Zuhauses anfühlen kann, dann ist es bei mir dieser. Schon die ersten Schläge erzeugen bei mir einfach das Gefühl, angekommen zu sein. Es ist der perfekte Abschluss für ein Kraftklub Konzert, den ich jedes Mal aufs Neue genieße, auch wenn es natürlich der totgespielte Partysong ist, der es eben ist.
Lowlight im Set: Unsere Fans, KMS
Ich höre einige von euch nun schon empört aufschreien, aber auch ich habe eben Songs, die mir manchmal ein bisschen auf den Zeiger gehen. Songs, bei denen ich es einfach schade finde, dass nicht andere den Platz in die Setlist gefunden haben oder umgekehrt auch, dass für diese Songs andere aus dem Programm geflogen sind. Im aktuellen Fall sind das beides Lieder, die einfach noch nie zu meinen Lieblingssongs gehört haben und mich deshalb einfach auf Dauer nicht mehr so kicken. Dass KMS wahrscheinlich noch die nächsten 10 Jahre im Set bleiben wird, sehe ich aufgrund der engen Beziehung der Band zur Stadt ja wirklich ein. Dass aber ausgerechnet Unsere Fans jeden Abend als gesetzter Song im Set ist, damit hatte ich im Vorfeld nicht gerechnet. Hier würde ich mich wirklich über ein bisschen mehr Rotation auf der zweiten Tourrutsche freuen. Wenn ihr euch jetzt fragt, was mir von der inschwarz lieber gewesen wäre: Hand in Hand (ganz gleich in welcher Version) oder auch Für immer in ganzer Länge, außerhalb des Medleys.
Schönste Halle: Frankfurter Festhalle
Lautestes Publikum: Dortmund
Perfekter Indikator hierfür war der Rap-Teil bei Chemie Chemie, den Felix jeden Abend vom Saal a capella performen ließ. Fast in jeder Stadt scheiterte man ab der Stelle „Ich hab seit Tagen nicht geschlafen“ und nur einmal kam man wirklich deutlich vernehmbar zum Refrain: in Dortmund.
Wildestes Publikum: Münster
Schwierig zu beurteilen, wenn man so oft in der ersten Reihe steht, aber ich empfand Münster als unfassbar anstrengend im Pit. Die ersten paar Songs bekam man im vorderen Hallendrittel kaum noch einen Fuß auf den Boden. Hier frage ich mich wirklich, ob ein Wellenbrecher der Situation nicht gut getan hätte, denn bei Circlepits quer durch die Halle, bei der die Massen wirklich in großen Scharen zu Boden fallen, kommt schon der Unverantwortungs-Gedanke auf, auch wenn es Spaß macht.
Aus der ersten Reihe aus betrachtet war definitiv Berlin vom Druck her am stärksten. Noch nach dem Tourfinale hatte ich Freude mit meinem Andenken in Form von blauen Rippen.
Lebensretter: RedBull, Bifi Roll, Obstsmoothies
Strafzettel: 1
Wenn der Pole Position Parkplatz vor der Halle drei Euro pro Stunde kostet, dann muss man eben manchmal mit dem Feuer spielen. In den meisten Fällen ist der Strafzettel nämlich billiger als das Ticket – so auch in Berlin. Statt knapp 35 Euro fürs Paekwn sind wir mit 10 Euro Gebühr noch ganz gut weggekommen.
In anderen Städten haben wir sogar manchmal das Glück gehabt, das nach dem Konzert die Schranken offen waren und wir umsonst geparkt haben, wie in Leipzig. Man profitiert manchmal auch davon, dass noch keine Ordner da sind, wenn man sich am Einlass postiert und man so freie Parkwahl hat, wie in Hamburg beispielsweise. In beiden Fällen top geparkt und nichts gezahlt, es hat eben doch noch den ein oder anderen Vorteil, wenn man früh da ist.
Das teuerste Parkerlebnis auf dieser Tour hatten wir in Kempten, was aber der Faulheit geschuldet war, direkt vor der Tür parken zu wollen und sich zu fein für 200m Fußweg zu sein: Für eine Parkdauer von über 12 Stunden sind 14 Euro aber recht fair und manchmal kann man sich ja auch was gönnen.
Blitzer: 0 !!!
Nach meiner Blitzer-Festival-Tour im Sommer ist es fast unglaublich, dass ich es wirklich ohne einen einzigen Vorfall durch die Tour geschafft habe. Ganze 7 Mal wurde ich in den Sommermonaten auf Konzertreisen erwischt, zwar immer ohne Punktesammlung, aber trotzdem ärgerlich. Lästig sind die Blitzer vor allem, wenn man sich überhaupt nicht mehr sicher ist, wie schnell man hätte sein dürfen, als das rote Licht anging und man dann die nächsten Wochen mit Schweißperlen auf der Stirn zum Briefkasten läuft.
Schönster Konzertmoment: Die Erkenntnis, dass der Kraftklub mich auch in den großen Hallen zu 100% vereinnahmen kann (Kempten)
Ein schwieriges Thema sind (bei jeder Band) Tourer und ihr Verhältnis zu großen Hallen. Ich versuche mich mal in einer Erklärung: Eine große Halle bedeutet viele Leute, viele Leute bedeuten eine Setlist, die dem breiten Geschmack gerecht werden muss und nicht vielleicht dem Liebhaber, der sich dezidiert mit der Band befasst hat. Viele Leute bedeuten auch eine besonders aufgeregte Band, die sich vor dem großen Publikum gut präsentieren möchte, um auch in Zukunft große Hallen auszuverkaufen. Im Umkehrschluss heißt das oftmals weniger Klamauk und Spontanität, mehr Einheitsbrei, monotone Ansagen, und festgefahrene sowie automatisiert wirkende Setlisten und Shows. Das hat dann zur Folge, dass man sich bei manchen Bands nur noch in kleineren Locations wohlfühlt oder erst bei einer Klubshow voll auf seine Kosten kommt.
Vor einer neuen Tour bin ich immer angespannt, weil ich nicht weiß, ob sich vielleicht etwas ändert oder sich zu meinem Missfallen verändert und ich es plötzlich nicht mehr schön finde oder es mich gar langweilt. Umso schöner ist der Moment, wenn ich mich selbst dabei ertappe, wie ich mit offener Kinnlade auf die Bühne starre und mich eine Gänsehaut übereilt. Wenn zweieinhalb Stunden vergehen wie im Flug und jede Sorge, jeder Gedanke, den man sich im Vorfeld vielleicht gemacht hat, einfach gegenstandslos und unbegründet geworden ist. Genau dieses Bewusstsein machte sich bei mir in Kempten breit, der ersten großen Show auf der KNFN Tour. (Es blieb übrigens bis zuletzt!).
Es ist nicht selbstverständlich, dass man sich auf so vielen Konzerten einer Band nie langweilt und man immer wieder so großen Spaß hat, das wird euch jeder bestätigen können, der mal versucht hat, ein Tourloch der Lieblingsband mit einer anderen Band zu kompensieren…
Schönste Stadt: Lindau
Ja, ich weiß, Lindau ist prinzipiell keine Tourstadt, lag aber genau zwischen Dornbirn und Kempten und bot uns die Möglichkeit für einen entspannten Offday am Bodensee. Man möge mich steinigen, aber für mich als gebürtige Badenserin war es tatsächlich das erste Mal an Deutschlands größtem See, den ich offensichtlich unterschätzt hatte. Eine wunderschöne Gegend, die sofort Urlaubsgefühle aufkommen lässt und mit dem pittoresken Städtchen Lindau absolut Eindruck schindet. Ich war mit Sicherheit nicht zum letzten Mal da!
Tage bis zur zweiten Tourrutsche: 93
Hach, so zweistellig liest sich das doch ganz angenehm, auch wenn ich direkt schon wieder loskönnte. Außerdem stehen mit dem Open Air in Gladbach und der Kosmonauten-Show in Berlin noch zwei Konzerte im wirklich aufregenden Kraftklub-Jahr 2017 an, die die Wartezeit ein bisschen verkürzen. Ich freue mich auf die zweite Runde, bei der es aller Wahrscheinlichkeit nach ein Jubiläum zu feiern gibt und sicher wieder viele kleine neue Dinge in der Show zu entdecken. Ich kann euch schon jetzt versprechen, dass ich wieder jeden Tag versuchen werde, euch am Leben auf Tour teilhaben zu lassen & wenn ihr gerne irgendwelche besonderen Aspekte beleuchtet hättet, die ich auf dieser Tour außer Acht gelassen habe – lasst es mich wissen.
Am Freitag gibts hier dann die neue Rubrik und ein bisschen frischen Wind. Schaut vorbei!