So ein Tourfinale ist immer mit gemischten Gefühlen verbunden. Einerseits freut man sich auf ein letztes Mal Randale, auf ein letztes Mal ausrasten und die Momente genießen, ein letztes Mal grinsend aus einer Halle schlendern. Andererseits ist man auch einfach nur erschöpft, müde und freut sich auf ein warmes Bett zuhause und genügend Zeit, das Erlebte zu rekapitulieren und zu verdauen.
Tourlaub fürs Gehirn
Wirklich böse war ich am Samstag wirklich nicht, dass es der letzte lange Tag im Freien für uns sein sollte, auch wenn das Warten in Frankfurt mit dem Einkaufscenter gegenüber eigentlich recht angenehm ist. Irgendwann geht so eine Tour dann auch als Fan einfach nur noch in die Knochen und die Kräfte lassen nach. Einmal mehr nutzten wir also die Zeit vor dem Einlass um den Schlaf der vergangenen Nacht nachzuholen, die wir auf den wunderschönen Bundesautobahnen unseres Landes verbrachten. In der Hinsicht war der Tourname schon Programm: Keine Nacht für Niemand hieß es in unserem Automobil mehr als nur einmal.
Was haben wir alleine während der Konzerttage alles erlebt und gelacht? Mir hat es Tag für Tag aufs Neue viel bedeutet, den vorigen Abend im Plenum aus Campingstühlen vor der Halle auszudiskutieren. Meinungen wurden kundgetan, Befindlichkeiten betont und Kritiken erteilt. Wie so oft hatte doch jeder mal einen anderen Eindruck parat, sodass es nie langweilig wurde, wenn wir uns über die vergangenen Konzerte unterhielten. Vergleiche quer über die Tour wurden mit einbezogen, alte Konzerte und ganz vergessene Shows ebenso. Und neben dem ganzen Gefachsimpel von Musikverrückten gab es auch jede Menge Unsinn, der vor der Halle breitgetreten wurde. Tränen wurden dabei mehr als einmal gelacht und ich kann euch sagen, wer so Leute um sich hat, der kann garnicht auf die Idee kommen, wegen Schlafmangels mal schlecht gelaunt zu sein. Generell haben wir es dieses Jahr geschafft, mit guter Laune und lieben Worten die Stressfaktoren des Tourens einfach auszublenden, zumindest war das mein Eindruck: alles war herrlich entspannt. Oder werden wir einfach älter? Man weiß es nicht.
Verstehen Sie Spaß?
Traditionell ist der letzte Abend auf Tour Streicheabend. Die Crew verarscht die Band, die Kraftklubs die Vorband und irgendwie muss man ständig auf der Hut sein, dass man keinen Gag verpasst. Wie ich hier schon hinreichend dargelegt habe, bin ich Fan von spontanen Elementen und dementsprechend auch immer begeistert, wenn jemand auf der Bühne veräppelt wird oder unvorhersehbare Dinge geschehen. Los ging es am Samstag mit einem Stripper bei den Lisbeths. Ich kann euch sagen: keiner sollte bei einem Stripper in der ersten Reihe stehen müssen. Zwischen Fremdschämen und Tränenlachen waren wir trotzdem irgendwie gut unterhalten, auch wenn damit wohl wahrscheinlich keiner gerechnet hatte.
Weiter ging es mit dem Gastauftritt der Lemminge, für den Sandra, Inga und ich extra abgesagt hatten, um das Tourfinale von unseren Stammplätzen aus erleben zu können. So war es umso lustiger, die zahlreich angereisten Tänzer dabei zu beobachten, wie sie den Kraftklub ordentlich verwirrten. Es wäre zwar sicher noch einmal schön gewesen, auf der Bühne zu sein, aber bei einer emotionalen Kiste wie einem Tourfinale möchte ich einfach da sein, wo ich mich am wohlsten fühle: und das ist Mitte links in der ersten Reihe, umgeben von Freunden.
Kleinere Gags wie die Beklebte B-Stage oder das Dekorieren der Boys bei ihrem Freeze-Teil von Eure Mädchen folgten. Gespannt waren wir vor allem auch auf das Glücksrad, was uns im letzten Jahr zum Finale mit einer Bestückung nur mit Raritäten erfreute. Da waren wir fast schon enttäuscht, dass der Gag diesmal darin lag, dass es aufgrund eines Motors nicht aufhörte zu drehen. Schade, eine Rarität hätte den Abend noch einmal mit einem besonderen Prädikat gekennzeichnet – aber man kann ja nicht alles haben. Außerdem gab es die Kuriosität in der Setlist bereits mit Despacito, was mit den Lisbeths gecovert wurde und im Grunde genommen schon die ganze Tour angedroht wurde. Steinigt ihr mich jetzt, wenn ich sage, dass ich das nicht mal schlecht fand? Irgendwie war das gut umgesetzt. Ich fand es jedenfalls nicht so schlimm, wie der Rest der Festhalle, die über die Songauswahl durchaus verwirrt schien.
Mich ließ aber der Eindruck dieses Mal nicht los, dass es den Kraftklubs fast schon peinlich war. Die Festhalle, für mich die schönste Konzerthalle Deutschlands, war bis auf den letzten Platz ausverkauft und bietet mit ihrer großen Kuppel stets eine besondere Kulisse. Ich kann schon verstehen, dass man da abliefern möchte, aber an der ein oder anderen Stelle hab ich durchaus etwas Verbissenheit gespürt. Dabei ist es gerade das Spontane, das Lockere und das Rohe, was die Leute an Kraftklub schätzen – das habe ich während der Tour immer wieder gehört und das spiegelt auch meine eigene Meinung wieder. Da darf man also auch ruhig auf dem letzten Konzert einer Tour Klamauk machen, auch wenn es sich dabei um das größte Solokonzert der Bandgeschichte handelt. Seht mir übrigens nach, dass ich kaum Bilder gemacht habe. Irgendwie war ich mehr damit beschäftigt, den Abend in mich aufzusaugen wie ein Schwamm. Sollte man generell viel öfter tun!
Es ist vorbei, bei, bei, Junimoooond…
Als diese Klänge am Samstag Abend in meiner Lieblingshalle erklangen, war ich garnicht so traurig, wie ich es zuvor befürchtet hatte. Ich war mehr glücklich über die tolle Zeit, die ich erlebt habe & auch dankbar für die vielen schönen Momente in den letzten Wochen. Meinen sentimentalen Moment des Abends hatte ohnehin bereits ich bei der zweiten Strophe von Fan von Dir, wobei ich mir sehr sicher bin, dass mir da was ins Auge geflogen sein muss. Anders kann das nicht sein! Der Abend in der Festhalle war ein toller Abschluss einer tollen Tour, wo es endlich mal wieder Platz zum Tanzen gab.
Alles in allem war die Keine Nacht für Niemand Tour unfassbar schön und ereignisreich. Es gab Highlights, Lowlights, Abende im Moshpit, Erste Reihe Gedränge, Alkohol, gute Setlisten und auch weniger gute. Es gab schöne Hallen und hässliche Mehrzweckklitschen, Gaumenfreuden am Nachmittag und mehrere Tage Magenschmerzen. Irgendwo zwischen Redbull, Bifi Roll und tütenweise Chips hatte ich jeden Tag das gute Gefühl im Bauch, dass ich da das Richtige tue. Bei keiner Band wie beim Kraftklub fühle ich mich so wohl und so zuhause. Wenn mir jetzt jemand sagen würde, dass ich mir mit 56 Jahren immer noch Shows von den Dullis ansehen werde…es würde mich nicht wundern.
Küsse gehen raus an alle, die dazu beigetragen haben, dass die Zeit so einzigartig wurde, wie sie war. Danke, dass ihr mich beim Vorhaben unterstützt habt, aus jeder Stadt zu bloggen, auch wenn ich meistens ein fauler Hund war und ich erst nach der 5. Nachfrage eurerseits den Arsch hoch bekommen habe! Auf der nächsten Tour mache ich dann einen Undercover Blog nur für uns, damit ich die ganzen Insider auch irgendwo einbauen kann. Alles erreicht! Danke, dass ihr diese Band noch ein bisschen besser macht, als sie eh schon ist, einfach nur, weil wir sie uns zusammen ansehen. Bis spätestens Februar, ihr Süßen!
Und Danke auch an euch, ihr Blogleser, dass ihr mich digital auf der Reise quer durch Deutschland und seine Nachbarländer begleitet habt! Ich habe mich über jegliche Resonanz hier oder auf den Konzerten unglaublich gefreut und bin immer noch verwirrt, dass tatsächlich so viele Menschen mit Interesse verfolgt haben, was ich im übermüdeten Zustand vor Konzerthallen zusammengeschustert habe. Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen und bleibt dem Blog als Leser treu – ich hab noch viel in der Schublade, was es von der Tour aufzuarbeiten gilt. Als nächstes gibts hier die Tourfakten mit Statistik, seid gespannt.
Alles für den Dackel, alles für den Klub – Keine Nacht für Niemand!
Bist du bei knfn18 auch wieder komplett dabei ? 🙂 super Blog übrigens !
Versuchen tu ich das grundsätzlich seit 2014 immer. Also Tendenziell: ja! 🙂
& DANKE!
Wie erging es dir denn in Frankfurt in Reihe 1? Ich war schon auf sehr vielen Konzerten/Festivals, aber so gedrängt wie in der A war es noch nie ��
Hey Sami! Ich bin 43 und feier die Kraftklubber voll! Es ist alles eine Frage davon, was dein Herz und deine Füße berührt – also werde ich auch in 10 Jahren noch hingehen (wenn es die Band dann noch gibt). Dann wär ich schon 53… Drauf geschissen! Frankfurt war für mein Empfinden schon sehr krass und ich habe seit Sonntag kaum noch Stimme. Das war es wert!!!!!! Ich hab noch Karten für Göttingen und Dresden 2018 und brenne jetzt schon darauf dabei zu sein! Danke für deine tollen Tourblogs – die sind 1A mit Sternchen geschrieben! Dicker Kuss aus Südniedersachsen, Andrea
DANKE für deinen Blog, Samira!
Habs dir eh schon öfter gesagt; dank dir habe ich immer ein bisschen das Gefühl, selbst dabei gewesen zu sein. Ich hoffe, dass ich eines Tages selbst den Mut/ die Zeit / das Geld / die Motivation habe eine ganze Tour durchzuziehen – ein bisschen angesteckt habt ihr mich mit der Tourlust ja schon, als wir uns in Dornbirn kennengelernt haben. Muss ehrlich sagen, dass ich mir sogar überlege 2018 zumindest die ersten 7 Konzerte mitzumachen! Und das alles wegen dir (lol) – nein, Spaß beiseite, ich bin unglaublich froh, dass es jemanden gibt, der für uns Fans zuhause berichtet und die Sehnsucht nach der Lieblingsband ein wenig erträglicher macht!
Freu mich schon, dich (euch) in Graz und Wien wiederzusehen (und vielleicht auch auf 5 weiteren Konzerten)!
Dickes Bussi und gönn dir deine absolut verdiente Erholung reichlichst!
Ally
Hey! Ich fand es super angenehm, gerade auch nach den Abenden in Hamburg und Berlin. Klar gab es Druckmomente, aber am Ende hatte ich richtig viel Platz. Manchmal kann man aber auch direkt nebeneinander stehen und der eine hat Platz ohne Ende und der andere wird zerdrückt. Du hattest wohl Pech oder ich eben ziemliches Glück 🙂
Hach, sowas freut mich zu lesen und stimmt mich in Hinblick auf zunehmendes Alter glücklich! Die Aussichten sind gut! Danke für dein Lob und ganz liebe Grüße aus dem sonnigen Baden zurück! 🙂
Ach Ally <3
Danke für dein Lob. Wirklich, es macht mich so fröhlich! Ich freu mich schon, wenn wir uns im Februar sehen. Hoffentlich möglichst oft! Ich drück dich.
PS: ich gammel gerade auf der Couch und es ist GROßARTIG!
Wirklich gelungener Tourblog hoffe wir sehen uns auf der knfn tour 2018 in Graz,Wien,München,Bamberg,Zwickau, Kosmonaut oder Dresden vielleicht ja sogar in Wacken wenn wir Stunden vorher vor den Hallen warten um uns dann bei der Band mit dem K heimisch zu fühlen
-Marco
Einfach toll!
Stefan
Hi Sami,
auch wenn ich mit den Kraftklubs nicht allzu viel anfangen kann (bis auf Ich will nicht nach Berlin und Songs für Liam), lese ich deinen Blog wirklich super gerne! Wirklich sehr schön geschrieben. So ein Toururlaub wäre zwar für mich persönlich nichts, da ich soviel Geld lieber für andere Urlaube ausgebe (Asien Reise etc.), aber ich finde es sehr interessant darüber zu lesen und finde es klasse, dass du das so durchziehst! Bitte mehr davon! Solltest du bei den Hosen in Leipzig sein sag Bescheid, dann geb ich dir mal ein Bier aus 🙂
Gruß
Sebastian
Hey,
ich fand es echt schön, mich die ganze Tour mit deinen Blogs auf Frankfurt vorzubereiten. Hab dich da dann auch gesehen, mich aber nicht getraut, dich anzusprechen… Ich war glaub ich zu geschockt davon, zu realisieren, dass es Samira aus der ersten Reihe, die in so gut wie allen Videos zu sehen ist und für mich fast schon ein Teil von Kraftklub geworden ist, wirklich gibt…
Du machst das mit dem Blog echt super, mach bitte weiter damit und genieße dein Leben weiterhin auf diese Weise, ich bewundere dich wirklich dafür, wie toll du das hinkriegst!
🙂
Hey!
Ha, da kuck mal an. Ich dachte, hier tummeln sich nur Leute aus der Filterblase des Tourkosmos. Umso schöner, dass es Dir gefällt. Ich hab noch viel vor!
Zu den Hosen nach Leipzig fahre ich stand jetzt nicht – aber dazu in Bälde mehr hier auf dem Blog…