Stuttgart! Erst einmal, entschuldigt die Verspätung, aber bloggen aus der Schweiz hat sich als schwieriger entpuppt, als angenommen und obendrauf machte der Laptop Zicken. Den heutigen Offday habe ich zudem im Büro verbracht, gefolgt von ausgiebigem Mittagschlaf. Verzeiht!
Eigentlich sollte hier nun ein Konzertbericht über die Show in Stuttgart folgen. Ich habe auch wirklich versucht, einen sachlichen Bericht zu schreiben, der meine Gefühle für diese Halle an sich außer Acht lässt und nur die Show bewertet. Leider ist mir das, auch nach wiederholten Versuchen, nicht gelungen. Ich versuche euch heute zu erklären, warum das manchmal so ist, wenn man viele Shows auf einer Tour besucht und warum das vor allem auch überhaupt nicht schlimm ist.
Manchmal reicht „gut“ eben aus
Wenn man sich von einer Tour viele Konzerte in verschiedenen Städten und Hallen ansieht, kristallisieren sich bereits im Vorfeld schon Locations heraus, auf die sich alle freuen. In die Erwartungen gesetzt werden, wo man sich vielleicht sicher ist, dass das ein besonderer Abend werden könnte. Es gibt auch Überraschungshits, die man nicht auf dem Zettel hatte und auf einmal einen unfassbar guten Abend erlebt (aktuelles Beispiel Dornbirn) oder genauso Shows, von denen man sich viel verspricht und am Ende ein bisschen enttäuscht nach Hause geht. Aber genau das macht das Touren aus! Ein bisschen Realtalk:
Nicht jeder Abend muss legendär, großartig, fabelhaft sein. Es reicht auch, wenn er einfach mal nur gut oder in Ordnung ist. Es muss nicht immer das Rad neu erfunden werden, es müssen nicht immer irgendwelche Sensationen passieren, damit der Abend rund wird. Allerdings wird er eben auch nicht mehr als das. Ich beobachte seit Jahren, wie manche Shows sich bereits nach nur wenigen Tagen einfach aus meiner Erinnerung schleichen. Ich weiß zwar noch, dass ich dort war und auch wie der Einlass verlief oder wen ich vielleicht dort getroffen habe, aber nicht, was in der Show konkret passiert ist. Die Show geht im Wulst der Erinnerungen einfach unter, wird von (meiner Meinung nach) besseren Abenden verdrängt und verschmilzt irgendwo, mit anderen dieser Art, zu einem Brei in meinem Gehirn. Das klingt nun wahrscheinlich furchtbar negativ, ist es aber nicht. Der Abend an sich war ja nicht schlecht, denn sonst würde ich mich definitiv an Gründe dafür erinnern. Er war einfach okay. Ein zentraler Moment während einer Tour, der einem einen objektiven Blick auf alles ermöglicht. Auch wir, die wir eine Band schon im hohen zweistelligen Bereich gesehen haben, rennen nicht jeden Abend aus dem Saal und reißen uns vor Ekstase die Haare raus. So ein Abend war für mich Stuttgart. Es war ein schönes Konzert, ich habe nichts zu Meckern, aber in einem Jahr werde ich euch sicherlich keine Details mehr dazu erzählen können, ganz im Gegenteil zu anderen Shows der Tour. Ich kann mir vorstellen, dass das als Besucher, der sich nur ein Konzert pro Tour ansieht, schwer vorzustellen ist oder so klingt, als würde ich mich langweilen, aber das ist überhaupt nicht der Fall. Es ist einfach eine Reizüberflutung, bei der andere Städte mehr Reiz ausgeübt haben und sich durchsetzen konnten.
Warum die Schleyerhalle mein persönlicher Antichrist ist
Wenn man wie ich im Karlsruher Raum groß wurde, dann gibt es nicht viele Hallen in näherer Umgebung, in denen die „großen“ Bands abseits von Clubtouren spielen. Die Europahalle wurde mittlerweile für Konzerte dicht gemacht, die SAP-Arena in Mannheim ist eher was für die ganz großen Fische im Teich (hat zudem im Regelfall einen bescheidenen Sound und ist meist durch Eishockey und Handball belegt) und dann bleibt schon nicht mehr viel übrig. Das hat zur Folge, das es einen immer wieder in die Landeshauptstadt zieht, in der gefühlt jede Band Halt macht. Da es aber in Stuttgart an einer mittelgroßen Halle fehlt, spielen viele Acts in der Schleyerhalle, die eigentlich auf ca. 13.000 Besucher ausgelegt ist und somit für die meisten dort spielenden Bands ehrlicherweise eine Nummer zu groß. Allerdings gehen selten alle Sitzplätze in den Verkauf, im Umkehrschluss werden dann gewisse Bereiche der Halle einfach mit schwarzen Vorhängen abgehängt. Noch dazu rühmt sich die Halle damit, den größten Innenraum Europas zu besitzen, was sich durchaus auch genauso riesig anfühlt, wie es sich anhört. On top sollte man noch erwähnen, dass die Halle eher an ein düsteres Bergwerk (habe den Ausdruck „Loch“ aus Seriöslichkeits-Gründen bewusst vermieden) erinnert, als an eine angenehme Venue. Klingt jetzt natürlich alles nicht nach tollem Ambiente und das entspricht auch durchaus der Realität.
Noch doofer wird es, wenn es an die Bestückung der Wellenbrecher geht. In Stuttgart gibt es nämlich gleich zwei, die man auch nur Betreten darf, wenn man das entsprechende Bändchen vorweisen kann. Diese Bändchen werden meistens schon mittags vor dem Einlass verschleudert, was der Schwabe natürlich weiß und somit kommt es schon da zu riesigen Schlangen, obwohl der Einlass noch Stunden hin ist. Die Leute verschwinden dann wieder in die Stadt und kommen pünktlich nach der Vorband wieder angetrabt. In der Halle selbst hat man immer den Eindruck, dass noch viele Leute fehlen, weil die Wellenbrecher so leer sind. Leider liegt das daran, dass man in Stuttgart die Wellenbrecher nie ganz voll macht und immer gefühlt 500 Bändchen pro Welle zu wenig vergibt. Deutlich wird das an leeren Stellen am Rand und großen Löchern vorne, die gerade zum Surfen immer eine Katastrophe sind. Meiner Meinung nach ist ein Konzert auch einfach besser, wenn die Masse komprimiert ist und es schwitzig wird, denn genau da spürt man viel mehr die Energie, als wenn man für sich alleine irgendwo in einer Ecke steht. Ich verstehe absolut, dass es Leute gibt, die aus gesundheitlichen Gründen beispielsweise nicht in den Pit wollen oder gerne am Rand stehen, aber das ist auch möglich, wenn man die Wellen ordentlich voll macht und sie nicht halb leer lässt. Leider hab ich dieses Phänomen in Stuttgart über die letzten Jahre immer wieder beobachtet. Nervig.
Ein weiteres Thema, was für mich hohen Stellenwert einnimmt, ist der Einlass. Mit vierzehn Schleusen und einem Treppenhaus ist die Schleyerhalle aus Tourersicht im Ranking schon mal ganz weit unten angesiedelt. Erhärtend kommt dazu, dass sie den Einlass gefühlt jedes Mal anders machen. Das eine Mal wird man von Ordnern eingekesselt und im Gänsemarsch zur Bühne begleitet, das nächste Mal kommts zum Massengalopp in den Gängen und wieder ein anderes Mal steht jeden Meter ein Ordner, der einen abbremst. Ich verstehe nicht, warum man hier nicht mal ein geregeltes System einführen kann, damit da ein für alle Mal kein Chaos mehr ausbricht, wenn keiner weiß, wo er denn dieses Mal langlaufen soll. Für die meisten von euch jetzt wahrscheinlich ein Kinkerlitzchen, für mich allerdings entscheidendes Bewertungskriterium einer Halle.
Abgerundet wird das ganze Chaos in der Halle durch IMMER maßlos überfordertes Garderobenpersonal, wo man gut und gerne auch eine Stunde nach Konzertbeginn immer noch ansteht, um seine Jacke zurückzubekommen. Das einzig wirklich Positive, ist der Cannstatter Wasen nebenan, der immer genügend nahe Parkflächen bietet. Seit ich jedoch im Dezember in Genuss eines Konzertes kam, bei dem parallel der VfB im ebenfalls nebenan liegenden Stadion gespielt hat, ist auch dieses Argument somit entkräftet. Abreisechaos pur!
Auch wenn ich mir aufgrund der genannten Problematik immer wieder vornehme, die Schleyerhalle nicht mehr zu besuchen, lande ich dann doch immer wieder dort. Meinen nächsten Ausfall zu diesem Thema könnt ihr dann Ende des Jahres bei den Hosen hier nachlesen, wo ich es ebenfalls mal wieder nicht lassen konnte, mich mit Tickets einzudecken. Erinnert mich dann bitte daran, dass ich dumm und selbst schuld bin. Danke!
Stuttgart im Schnelldurchlauf
Wer jetzt vielleicht enttäuscht ist, weil ich nichts über das Konzert gesagt habe, der erhält jetzt im Schnelldurchlauf ein paar gesammelte Fakten und ein Bild vom Brummer für die Quote:
Der Einlass verlief ausnahmsweise mal entspannt und halbwegs geregelt ab, war allerdings mit 18 Uhr sehr früh. Zwei Stunden warten, bis es losgeht, ist einfach ätzend. Vielleicht sollte ich aber auch einfach aufhören zu motzen, denn wer komplette Tage vor Hallen verbringt, sollte sich über Wartezeiten eigentlich nicht beschweren. Das Publikum war wieder super jung und überwiegend weiblich, allerdings ein bisschen robuster als in Kempten. Gedränge hielt sich in Grenzen, was auch den unnötig leeren Wellenbrechern geschuldet war. Die Setlist wurde schon wieder durchgewürfelt und ich muss sagen, so langsam finde ich das richtig gut. Jeder Abend ist aufs Neue spannend und man merkt erstmal, wie viel es ausmacht, wo ein bestimmter Song im Set platziert ist oder eben nicht. Der Teil auf der B-Stage wurde um einen Song gekürzt. Das empfinde ich ebenfalls als sehr gut, weil es in Kempten doch irgendwie ein bisschen komisch war, dass nach diesem Teil nur noch ein Song auf der normalen Bühne folgte. Gerne weiter also mit dieser Umgewichtung. Das Glücksrad zeigte am zweiten Abend nacheinander den gleichen Song. Im Grunde mag ich alle Songs auf dem Rad, weswegen mir Abwechslung eigentlich lieber wäre, aber das Schicksal ist eben ein mieser Verräter. Mit diesem eher peinlichen Zitat sollte ich es für heute wohl belassen. Morgen früh geht’s weiter mit dem Post aus Pratteln. Grüße!
Hey liebe Samira,
ich verfolge dich jetzt schon eine ganze Weile und finde es immer wieder aufs neue "witzig", dich auf Konzerten, Bildern, Videos oder sonst wo zu entdecken (:
Ich muss ehrlich gestehen, anfangs war ich sehr neidisch auf dich, dass du einfach überall dabei bist. Mittlerweile jedoch, ist dieses Gefühl glücklicherweise verschwunden und ich folge dir sehr gern ^-^
Deshalb hat es mich umso mehr gefreut, als du angefangen hast diesen Blog zu schreiben. Es ist einfach total interessant, Meinungen anderer zu erfahren und das selbst erlebte noch einmal aus anderer Perspektive revue passieren zu lassen.
Daher auch mein Kommentar, den ich mir, nachdem ich gerade diesen Eintrag gelesen habe, nicht verkneifen kann…
Ich war am Samstag zum ersten Mal in der Schleyerhalle und dachte ich wäre blöd, dass ich die Halle so war genommen habe, wie ich es tat. Aber jetzt wo ich lese, dass du als "Alter Hase und Kenner" genau, aber wirklich exakt die selbe Meinung hast, wie ich, ja da dachte ich mir, das ist ja mal ein Zufall ����
Danke, dass du uns an deinem aufregendem Konzertleben teilhaben lässt, mach weiter so und vielleicht traue ich mich ja mal, dich anzusprechen (:
Ich kann deine Anmerkungen zur Schleyerhalle sehr gut nachvollziehen. Ich war das letzte Mal im November letzten Jahres dort und auch an diesem Tag war zufällig ein VfB-Heimspiel. Glücklicherweise hatte ich ein Hotelzimmer in naja…sagen wir mal Laufweite. Mit dem Auto wäre es wohl etwas problematisch gewesen. Das mit den Bändchen hab ich auch nur zufällig mitbekommen, bin der verteilenden Tante einfach mal hinterhergehechtet und hab so noch eins ergattert. Am meisten hat tatsächlich die Garderobe genervt. Wie kann man Zu- und Abgang über den gleichen schmalen Keller-Flurgang planen? Um mal was Positives festzuhalten: die Getränkebeschaffung samt Hin- und Rückweg zum FOS-Bereich ging ziemlich zügig und das Personal war eigentlich auch recht freundlich (wenngleich nicht in jedem Fall kompetent).
Danke für deine Eindrücke!
Danke für dein super liebes Feedback. Freut mich sehr!
Komm das nächste Mal einfach rum, ich beiße (im Normfalfall) nicht 🙂
Schön zu sehen, dass es vielen Leuten so geht. Gerne!
Hi:) ich habe bislang noch nicht viel von deinem Blog gelesen, aber hier und da mal gestöbert. Da ich selbst aus dem Großraum Stuttgart komme, kann ich mich allerdings nicht zurück halten und hier meinen Senf dazu geben.
So gerne ich die Schleyerhalle verteidigen würde, ich kann es nicht! Die wenigen positiven Aspekte: bei Kraftklub war diesmal die Akustik sowie das Publikum okay bis gut, ausnahmsweise. Nun zum negativen: Dass die Halle zu groß ist, für die Musik sowie die Besucheranzahl ist katastrophal! Egal ob Billy Talent, Macklemore oder (peinlicherweise) Sunrise Avenue, es war fast immer mehr schlecht als recht. Und auch wenn das Personal nichts an der Stimmung ändern kann, aber ist es zu viel verlangt das Organisatorische, das du erwähnt hast, auszubessern?!
Ich hoffe, dass Leute wie du auf lange Sicht durch ihren Einfluss etwas ändern können bzw. die Veranstalter immerhin darauf aufmerksam machen, denn ich glaube niemand feiert die Schleyerhalle.
Ich wünsche dir noch ganz viel Spaß auf dem Rest der Tour & liebe Grüße, Sophie:)
Hey Sophie!
Ich finde es krass, wie eindeutig doch die breite Meinung über die Schleyerhalle ist. Ich bin mir sicher, dass die von uns angesprochenen Punkte seit Jahren schon kursieren und dem Veranstalter auch durchaus bekannt sind. Da es in Stuttgart jedoch keine Konkurrenz in der Hallengröße gibt, wird es ihnen (leider) aber egal sein; zumindest habe ich in meinen knapp 10 Jahren Schleyerhallen-Erfahrung noch keinerlei Verbesserung erlebt, auch wenn die Problematik seit Anfang an besteht. Hoffen wir das beste!
Viele Grüße & danke, den werd ich sicher haben 🙂