Wisst ihr, was das schöne an fünf Off-Days nacheinander ist? Nichts. Okay, ich kann mir mehr Zeit mit dem Bloggen lassen, aber fünf Tage Pause stören irgendwie das Tourgefühl. Eine normale, volle Arbeitswoche zwischendurch tut zwar dem Urlaubskonto gut und bietet auch die Gelegenheit zur Rekonvaleszenz, fühlt sich dafür aber auch ziemlich falsch ein. Vor der Pause gab es am Samstag noch die Show in Bielefeld, die mit der letzten Show von Blond mit einem lachenden und zugleich weinenden Augen erwartet wurde.
Der Preis für die schönste Tourstadt geht an: nicht Bielefeld.
Die wellblechbedachte Seidensticker Halle in Bielefeld reiht sich mit ihrem nicht gerade schönen Ambiente nahtlos in die ebenfalls furchtbar hässliche Stadt ein. Meine letzten Male in Bielefeld beschränkten sich auf die Dunkelheit und den Ringlokschuppen, sodass mir das volle Ausmaß an Tristess erspart blieb. Ich bin gespannt, ob das auf dieser Tour nochmal getoppt werden kann. Vorausblickend schmeiße ich diesbezüglich mal Lingen in den Topf und berichte zu einem späteren Zeitpunkt erneut.
Abschied auf Zeit: Blond
Wie bereits erwähnt, stand der Samstag ganz unter dem Zeichen der letzten Blond-Show. Obgleich der Tatsache, dass ich absoluter Vorband-Kritiker und Kunstbanause bin, schafften es die Karl-Marx-Städter tatsächlich, mich zu überzeugen. Das war in den letzten Jahren nicht immer selbstverständlich und so finde ich es im Nachhinein schade, dass sie nur das erste Tourdrittel supported haben. Ein lachendes Auge gab es bei diesem Abschied allerdings auch: der obligatorische Kraftklub-Streich, den die Vorband traditionell am letzten Abend über sich ergehen lassen muss. Die Spannung war riesig!
Blond haben in ihrem Set einen ziemlich ansteckenden Mitmach-Teil eingebaut: eine Choreo, die auch die Tanzlegastheniker im Saal durchaus nachahmen konnten und die mich allabendlich aus dem Warte-Loch geholt hat. Es ist nicht selbst verständlich, dass ein Voract es mal schafft, mich aus meiner Komfortzone zu holen. Umso schöner, wenn es dann mal klappt und ich sogar gerne mitmache. Es war absehbar, dass der Scherz-Auftritt der Kraftis sich genau auf diesen Teil beziehen würde. Wir hatten ein paar Vermutungen, was denn wohl geschehen könnte, aber als zur sphärischen Musik von E-Nomine (?) Steffen den Papst mimte und Karl in Rammstein Manier die anderen drei über die Bühne peitschte, konnten wir nicht mehr an uns halten vor Lachen. Blond haben es mit Fassung getragen – dass ihre Revanche noch ausstand, war klar.
Eine Vorband, die es schafft, dass ich nicht konstant als Grumpy Cat in der Halle stehe, hat ein Lob verdient. Jetzt geht es für den Rest der Tour aber erstmal mit Faber weiter. Wie das so wird? Ich werd‘ es euch erzählen.
Wenn sich nie etwas ändert, außer…halt!
Preiset den Herrn! Eine Änderung im Set! Aber bevor ihr jetzt alle in Ekstase verfallt: das war höchstwahrscheinlich eine einmalige Sache, geschuldet dem Gastauftritt der Kraftklubs bei Blond. Da der „Dominator“ Gag mit entsprechender Kleidung bereits dort ausgelutscht (haha) wurde, war es durchaus einleuchtend, statt Sklave einfach Liebe zu dritt ins Set rotieren zu lassen. Trotz der Tatsache, dass ich vor der Tour hier laut nach Sklave schrie, fand ich die gestrige Option um einiges stimmiger. Beim Publikum war ich mir dabei allerdings nicht ganz sicher – schade Marmelade, stelle ich mich für Freitag eben wieder auf Sklave ein.
Dikka, bei dir läuft. |
Auch das Glücksrad war uns in Bielefeld hold und zeigte erstmals auf dieser Tour „Irgendeine Nummer“. Der Song macht live, gerade auch mit dem langsamen Part am Ende, immer wieder aufs Neue Spaß, was das Bielefelder Publikum durchaus zu würdigen wusste. Generell war der Saal sehr gut gelaunt. Bei einem Abend in der ersten Reihe lässt sich das immer ganz gut am „Wellenbrecher-Barometer“ ablesen. Je häufiger und fester wir gegen die Barriers geschleudert und gepresst werden, desto wilder muss es im Pit wohl zugehen. Ein recht zuverlässiger Indikator, der am Samstag durchaus seine Ausschläge zu verzeichnen hatte.
Marmor, Stein und Eisen bricht
Kleine Highlights waren die zwei Auftritte der Blonds, die sich für die kleine Einlage zu Beginn natürlich revanchierten und bei Randale kurzerhand rosa „Blond“ Fahnen wehen ließen. Schade, dass die von uns erhofften Schreie der Ursprungsversion ausgeblieben sind. Trotzdem ein würdiger Abschied eines absolut würdigen Supports. Beim gemeinsamen Cover, was in den vergangenen Shows die abgedroschene RocknRoll Queen der Subways darstellte, verdutzte Karl das Publikum kurzerhand mit Marmor, Stein und Eisen bricht. Moooment mal: Ey Kraftklub, darf ich das als Andeutung verstehen, spielt ihr jetzt bald Schlagerstars? Habe ich das richtig interpretiert? Ich bin auch ganz brav! Sagt bitte ja! Ok? Gut.
Abgerundet wurde das Set standesgemäß mit Liam in der Originalversion. Wir hatten kurz die Befürchtung, dass zur zweiten Strophe Besuch eines gewissen Bielefelders anstehen könnte, welche sich jedoch nicht bewahrheitete. Während die meisten im Saal das mit Enttäuschung zur Kenntnis nahmen, waren meine Rippen und ich bei bester Laune. Guter Abend, in diesem hässlichen Bielefeld.
Die Pause bietet nun den ersten Platz zum Rekapitulieren der vergangenen Shows und durchaus auch zum Spekulatius-Essen hinsichtlich der letzten beiden Tourdrittel. Mein Fazit ist bislang durchweg positiv, auch wenn ich mir weiterhin ein etwas variableres Set wünschen werde. Die Wetteraussichten für die nächsten Wochen sind so langsam auch auf einem erträglichem Niveau angelangt, was definitiv Vieles erleichtern wird.
Wie sieht es bei euch aus, wart ihr schon auf einer der Shows oder müsst ihr euch noch gedulden? Wen trifft man wo? Wie sind eure Eindrücke bislang? Ich bin gespannt, ob sich eure Eindrücke mit meinen decken – ich frage mich wirklich oft, wie sich die Rezeptionen unterscheiden, wenn man sich vielleicht nur eine Show pro Tour ansieht.
Ich freue mich, dass du so konsequent von jedem Konzert berichtest, da ich leider leider mit gebrochenem Bein bei dieser Tourwelle aussetzen muss �� so hat man fast das Gefühl trotzdem dabei zu sein!
Hallo Samira,
ich lese schon länger deinen Blog und finde echt immer toll, wie du aus jeder Stadt bloggst. Ich war 17 in Frankfurt und bei der jetzigen Tour in Bamberg und muss dir in Sachen Setlist recht geben; klar kann man, wenn man nur einmal bei jeder Tour aufs Konzert geht, nicht unbedingt verschiedene Setlisten verlangen, aber ich hätte auch mal gerne z.B. Liebe zu Dritt oder auch Venus gehört. Es war bis auf das Cover und das Glücksrad genau die gleiche Setlist wie damals in Frankfurt. Trotzdem fand ich das Konzert in Bamberg mega gut mal wieder :); jedes Konzert ist ja trotzdem immer ein bisschen anders, besonders mit der fahrbaren Bühne (was ja in Frankfurt nicht war, da standen wir recht weit vorne, und haben von der Zugabe nicht so viel gesehen), auf einmal waren sie genau vor uns, was einen freut wenn man kleiner ist 🙂 Wenn man auf ein Konzert geht, achtet man vll. nicht so auf alle Details als wenn man öfters geht, weil man total abfeiert und abgeht (ich zumindestens); da bin ich schon sehr froh, dass du immer bloggst, und man auch mal Details erzählt bekommt, die man von etwas weiter hinten nicht so mitbekommt oder wenn man einmal geht nicht so drauf achtet… auf jeden Fall wünsche ich dir auf der Tour noch viel Spaß… ich freue mich schon auf den 4.8, da ich die Jungs dann endlich wieder sehe beim Open Air in Berlin 🙂
Dann wünsche ich dir ne gute Besserung und hoffe, dass du bis zur Festivalsaison wieder auf den Beinen bist! 🙂
Hey!
Einerseits schön, wenn Setlist bezogen "gleiches Recht für alle" auf der Tour herrscht, andererseits hat der ein oder andere Überraschungsmoment sicherlich auch seinen Reiz, da ja doch die Schnittmenge von Leuten, die beide Touren besuchen, relativ hoch ist.
Wir verpassen bei den Details auch oft viel – die Gespräche nach dem Konzert sind da oftmals witzig. Also auch wenn man oft da ist, verpasst man noch genügend Dinge, haha.
Wir sehen uns dann in Berlin! 🙂
Hallo, ich bin eine fleißige Leserin und freu mich immer, wenn du berichtest. Ich war in ffm 2017 dabei und werde beide Male in Köln sein.
Wenn sie Schlagerstars spielen (oh ich hoffe es so sehr!!!), dann musst du uns unbedingt dran teil lassen. XD
Ne kleine Anmerkung habe ich : der Song beim Streich war nicht von Enomine, sondern ist von Official Era und heißt Ameno.
Viel Spaß auf Tour und bis zum nächsten Eintrag =D
Ahhhhhh, sehr gut! Danke für den Hinweis. Das klang für mich irgendwie nach E-Nomine, bin da allerdings auch kein Experte 🙂
Ich musste Rekonvaleszenz googlen … und ich lese deinen Blog wahninnig gerne 🙂