Ach, das gute Taubertal. Schon seit vielen Jahren bin ich regelmäßig Gast auf dem schönen Festival, das mit seiner idyllischen Lage schon beim ersten Besuch mein Herz einnehmen konnte. Allabendlich ist es mit der Liebe aber vorbei, wenn der Berg zum Zeltplatz erklommen werden muss. Da trifft es sich gut, dass ich in diesem Jahr nur für einen Abend da war und mir der leidige Weg bergauf erspart blieb.

Ein neuer Veranstalter hat das Campingkonzept umgestellt
Generell stellt sich für mich die Frage, ob ich jemals wieder auf dem Taubertal campieren werde. Nach einem Veranstalterwechsel hat man sich dort nämlich auch für eine Umstellung des Campingmodells entschieden. Der große Mehrwert beim Taubertal war immer die Verbindung von Auto und Camping: Es gab keine Trennung, sein Lager konnte man direkt am Auto aufschlagen und das lästige Schleppen des Gepäcks fiel ebenso weg. Strom konnte man einfach von einem mitgebrachten Aggregat beziehen und so war das Camping bei diesem Festival stets eine besonders komfortable Sache. Nicht immer war das Lineup ganz nach unserem Geschmack, aber wegen des angenehmen Campens in Zusammenspiel mit dem schönen Festivalgelände hat es uns dann doch das ein oder andere mal zum Taubertal verschlagen.
Das einstige Idyll ist nun aber Geschichte, denn Campen und Parken unterliegen nun einer Trennung. Größere Gruppen, die stets einen wesentlichen Teil des Taubertals ausmachten, müssen sich künftig voranmelden um einen reservierten Platz zu erhalten. All diese kontroversen Änderungen wurden erst wenige Wochen vor dem Festival bekanntgegeben, als die meisten Besuchenden ihre Tickets längst hatten. Den Shitstorm könnt ihr euch lebhaft ausmalen, ging es doch den meisten Dauergästen genau wie uns, dass das Festival vor allem wegen des Campens lukrativ war. Vor Ort äußerte sich dies in einigen kritischen Plakaten und Stickern, aber gut besucht war des Festival dennoch. Wie eigentlich immer.
Klein aber fein
Das Festivalgelände liegt in einem kleinen, von Bäumen umgebenen Tal, in dem sich in kleinen Ecken und Nischen verschiedene Stände verbergen und man von einem Steilhang aus das Bühnengeschehen auf der Mainstage mit bester Sicht verfolgen kann. Bemerkbar macht sich dieses entspannte Gelände auch in der Besucherschaft: Der Altersschnitt ist hier Jahr für Jahr bunt gemischt.
Gemütlich ist man am Taubertal allerdings auch mit solchen Dingen wie Geländeöffnungszeiten, sodass wir selbst nach Geländeöffnung einige Stunden warten müssen, bis wir schließlich unsere Plätze an der Hauptbühne beziehen können. Dort erwarten uns dann Itchy Poopzkid, die mittlerweile echt alt geworden sind und nun offenbar auch auf Deutsch musizieren. Ich komme nicht umhin mich zu fragen, ob man hier auf den Erfolgszug der Donots aufspringen wollte und sich ebenso einen späten Karriereboost erhoffte. Das erwünschte Ergebnis scheint jedenfalls ausgeblieben. Ich habe Itchy zuletzt circa 2010 live gesehen, kenne aber immer noch einige Songs aus dem Set und bin prinzipiell auch gut unterhalten. Sympathisch waren die Schwaben ja schon immer, nur ihre Musik ist eben nicht zu 100% meine.
Nach Itchy gönnen wir uns einen riesigen Erdbeerbecher, der bei sommerlichem Festivalwetter einfach doppelt so gut schmeckt, als anderswo. Im Anschluss spielen Fever333, eine Band, die getrieben von unglaublicher Energie eine moderne Adaption des Hardcore spielt und von ihrem unbeschreiblichen Sänger getragen wird. Kurzerhand wird hier aus sämtlichem Bühnenequipment ein Kletter- und Skatepark zusammengebastelt, den der Sänger mit Bravour meistert, während er weiter die Songs singt. Ein Auftritt, der bleibenden Eindruck hinterlässt und uns schon auf der Heimfahrt dazu verleitet, ein Ohr in die Diskographie der Band zu werfen.

Headliner mit K
Headliner mit K, was für eine unkreative Zwischenüberschrift. Tja, das denkt ihr vielleicht, denn das Taubertal wäre über diesen Hinweis im Vorfeld sicher dankbar gewesen. Auf einem ihrer Shirts haben sie doch tatsächlich den Klassiker geschafft und „Kraftclub“ geschrieben. Sorry nochmal an das Mädel, über dessen Shirt wir ewig gelacht haben – es lag nicht an dir, nur an der Dumm- / Blindheit des Grafikers und den (mit Sicherheit zahlreichen) Korrektoren.

Was ich an Headlinershows mag: Kraftklub spielen anderthalb Stunden und das ist eine Spielzeit, mit der ich gut leben kann. Was ich an Headlinershows nicht mag: Kraftklub spielen erst extrem spät und die Tage werden sehr lang. So ist es auch am Taubertal, obwohl das Vorprogramm mit drei Acts eigentlich recht überschaubar war. Aber Flogging Molly haben Spuren hinterlassen und so sind wir mehr als nur froh, als Kraftklub endlich auf die Bühne treten.
Wie war die Show? Sie war in Ordnung. Kein Highlight, kein Lowlight. Einfach okay. Beruhigend irgendwie, dass es einen nicht immer völlig aus den Latschen haut und dass es offenbar immer noch genügend Luft nach oben gibt. Trotzdem ist ein „okay“ bei Kraftklub einfach immer noch deutlich besser, als ein „hervorragend“ bei anderen Bands. Solider Tag.