Good old Düsseldorf ist immer eine Reise wert: In den letzten Jahren brachte mich so manch Konzert die schöne Stadt, wenn auch meist für eine andere Band. Trotzdem verbinde ich gute Erinnerungen und vor allem verdammt gute Shows mit Düsseldorf.
Als ich Freitagnachmittag aus dem Büro lief und das Navi programmierte, dachte ich zuerst, dass ich mich vertippt habe. Fünf Stunden Fahrzeit? Never. Das fahre ich normal in der Hälfte. Also nochmal neu eingetippt, kurz gewartet: wieder 5 Stunden. Kann das wirklich sein?
Ohja, es kann. Die kurze Googlerecherche ergab auf jeder erdenklichen Autobahn irrsinnige Staus. Da das eigene Schicksal beweinen nichts bringt, fuhr ich einfach los und hörte mir an, wie zwei Navis in meinem Auto einander anbrüllten und bis zuletzt stets gegenteiliger Meinung waren. Ich fuhr von Autobahn zu Autobahn und von Stau zu Stau, immer am ausloten, welcher Stau wohl gerade förderlicher für meine Reise ist. Toiletten- oder Esspausen fielen aus und wenn ich nicht gerade in einer Baustelle oder in stockendem Verkehr gefangen war, raste ich wie eine Irre auf der linken Spur davon. Am Ende wurde die Fahrt wie schon nach Zwickau eine Punktlandung. Pünktlich zu „Keine Macht für Niemand“ stolzierte ich in den Innenraum und fühlte mich, als hätte ich drei Wochen lang die Welt bereist.
Die perfekte Welle sieht anders aus
Wie immer war die Mitsubishi Electric Halle (den älteren von euch noch als Philipshalle bekannt) unterteilt in geschlossene Wellenbrecher. Und ähnlich wie in der Stuttgarter Schleyerhalle ist der vorderste Bereich, wo es eigentlich am hitzigsten zugehen sollte, immer viel zu leer. Dieser Eindruck manifestierte sich auch am Freitag wieder, wie am Bild unten unschwer zu erkennen ist. Problematische Sache, wenn noch Platz für locker 500 Leute ist und man einfach keinen mehr reinlässt.
Ich meine, wo ist da der RocknRoll Spirit? Die ganzen Kids, die früh an der Halle sind, bekommen ein Bändchen und stehen vornedrin, merken aber nach 3 Songs, dass ein Rockkonzert doch kein Tanztee ist und ergreifen die Flucht. Der Wellenbrecher wird noch leerer als er ohnehin schon ist und die Secus lassen trotzdem keinen ohne Bändchen rein. Feierwillige Leute, die wirklich Bock haben, die Show abzufeiern, müssen hinter dem Zaun stehen und kommen nicht in den Genuss der „guten“ Pits vorne. Versteht mich nicht falsch, der Sicherheitsaspekt ist mir durchaus einleuchtend, aber die Erfahrung zeigt einfach, dass ein offener Wellenbrecher genauso effektiv ist, da die Leute sehr bald merken, ob es ihnen dort zusagt oder nicht und sich die Füllung nach 2-3 Songs selbst ins Passable reguliert. Rundum, ich find es schade, die Leute so auszusperren und vor allem tut es der Stimmung erheblichen Abbruch, wenn genau vor der Bühne alles löchrig ist.
Farbe bekennen in Düsseldorf versus der leere Wellenbrecher in der Mitsubishi Electric Halle. |
So langsam dreh ich am Rad.
Vom Glücksrad war ich in Düsseldorf enttäuscht. Oder sagen wir es anders: ich hatte große Erwartungen, die dann aber (wenig überraschend) nicht erfüllt wurden. Als der Zeiger auf dem Coversong stehen blieb, waren wir mal wieder die Einzigen im Saal, die in frenetischen Jubel verfielen. Dabei ging der naive Teil meiner blonden Seele davon aus, dass der Funke einer Chance für ein Hosencover besteht. Ich meine, wo, wenn nicht in Düsseldorf? Nachdem im Dezember schon das Riff aus Tage wie diese zur Weihnachtsansage missbraucht wurde und Karl auf dieser Tour die permanente Angewohnheit hat, seltsame Ansagen von Felix mit dem „Jägermeister-Beat“ zu untermalen, waren meine Alarmglocken eben auf Anschlag. Ich weiß, dass ich gefühlt der einzige Hosenfan unter lauter Ärzte-Leuten bin, aber man darf ja wohl noch träumen.
Schade war es trotzdem, als dann die vertrauten Klänge von Schrei nach Liebe ertönten und die Damen aus dem Ärztelager die Flucht in den Pit antraten. Guter Song, gute Message, von mir aus sogar gute Ärzte, aber hört verdammt nochmal auf mich mit den Hosen zu triggern, wenn ihrs dann doch nicht bringt. Mein Nervenkostüm ist diesbezüglich ein bisschen instabil. Danke <3
Notiz am Rande: ich bin tatsächlich die Einzige im Lager der eingefleischten Kraftklubtourer, die nicht aus dem Ä-Team stammt. Wie genau das passiert ist, dass ich mich nicht, wie für die Hosenfans obligatorisch, zu den Broilers verirrt habe, weiß ich nicht. Trotzdem fühle ich mich bei der ein oder anderen Farin Urlaub Vergötterung, die auf Tour ca. 5 Mal am Tag passiert, immer wie das schwarze Schaf in der Herde. An dieser Stelle wollte ich nur nochmal betonen: Campi, ich halte deine Fahne hoch! Promise!
Das Konfetti feiert Comeback
Neben dem Glitzer-K war das Konfetti der am schmerzlichsten vermisste Punkt in der Show der zweiten Tourrutsche. Warum auch immer blieb uns der allabendliche Kitsch- und Selfiemoment im rot-weißen Konfettiregen bislang verwehrt. Umso schöner, dass in Düsseldorf endlich mal wieder der Hey Jude Teil bei Liam seine würdige Untermalung fand. Ich bin wahrhaftig kein großer Fan von überzogenen Stadionrock-Showelementen (Stadionrock ist mein persönliches Unwort des noch jungen Jahres, aber hier passt es einfach so gut), aber zur Abrundung eines besonderen Songs oder Highlights bin ich für kleine Stimmungsmacher wie Konfetti immer zu haben.
Auch wenn der Wellenbrecher leer und das Düsseldorfer Publikum doch ein bisschen verhaltener war, als andernorts, war das gewiss kein schlechter Abend. Gerade am äußeren Rand der Welle hatten wir die meiste Zeit der Show eine verdammt gute Zeit und genossen die neuen Blickwinkel auf die Show. So viel Platz zum Tanzen hat man auch nicht immer (Shoutouts nach Wetzlar) und ein bisschen rumalbern ist sowieso immer Balsam für die Seele. Das Konfetti hat noch ein paar Prozent in meinem Fazit rausgeholt, aber schlussendlich: man kann zufrieden sein mit dem Abend. Leider kein Hosencover, kein Vom auf der Bühne wie 2016, dafür aber Platz zum Tanzen. Immerhin!
Witzigerweise bin ich auch DTH Fan, der immer mal bei KK landet. 😀