Als wir am frühen Morgen die Stadtmauern Kiels passierten, sahen wir vor allem Eines: nichts. Der Ostwind peitschte den Schnee in alle Richtungen und selbst im Auto spürte man die Kälte an einem nagen. Aufgrund der Schneeverwehungen war uns schnell klar, dass ein gemütlicher Tag vor der Halle unter keinen Umständen zu realisieren ist. Wir verzogen uns also zunächst in eine Mall und spielten ein bisschen Tom Hanks in Terminal.
Der Tag, an dem ich den Einlass verpasste.
Es hat sich in den letzten Jahren abgezeichnet und wir wussten alle, dass es irgendwann passieren wird: in Kiel habe ich den Einlass verpasst. Wie sowas geht? Ihr fragt ja immer wieder, wie wir unsere Campingausstattung vor der Show eigentlich wieder loswerden. In der Theorie gehen wir 45min vor Einlass in Etappen an die Autos und verstauen alles. In der Praxis war ich am Samstag die Letzte, die ans Auto ging und die Sparkassen Arena entschloss sich kurzerhand dazu, den Einlass um eine halbe Stunde vorzuverlegen. Okay, ich bin meistens diejenige, die bummelt und keine Lust hat, das Zeug zu verräumen. „Kein Stress, ist ja noch Zeit“, sag ich immer. Es war unausweichlich, dass der Tag kommt, an dem die Ordner an die Schleusen kommen, um die Tickets zu scannen und ich da noch im Schlafsack rumlümmel.
Sandra hat am Samstag allerdings geistesgegenwärtig sämtliches Zeug aus meinen Armen gerissen, mir den Autoschlüssel abgenommen und mich in die Schleuse geschoben. Ein Hoch darauf, dass wir so ein eingespieltes Team sind und wir bei so Aktionen nicht groß reden müssen.
Vor mir sah ich schon die Leute die Treppe hochrechnnen, aber, und da bin ich stolz darauf – die Erste in der Halle war trotzdem ich. Schön, wenn sich jahrelange Erfahrung bezahlt macht und die eigene Dummheit im Endeffekt nicht abgestraft wird. Das war knapp und mir für die nächsten Einlässe sicher eine Lehre!
Wenn ihr mal in eine Halle, mit mieser Orga wollt…
…empfehle ich euch wärmstens die Sparkassen Arena Kiel! Was für ein Bild sich nämlich drinnen bot, war nicht ansatzweise so elegant wie unser Einlass. Die große Sparkassen Arena, die hauptsächlich für Handball genutzt wird, war unterteilt in Innenraum und die Ränge, allerdings ohne dafür unterschiedliche Tickets zu verkaufen. „Freie Platzwahl“ nannte man das – nur dass man irgendwann niemanden mehr in den Innenraum ließ und die Leute dazu zwang, auf den Rängen Platz zu nehmen. Sorry, das geht, wenn man es vorher nicht explizit so auslobt, überhaupt nicht. Wenn ich ein Ticket mit freier Platzwahl kaufe, sollte ich auch um 20.00 noch in den Innenraum können.
Ich erinnere mich nicht daran, dass irgendeine Tourhalle bereits VOR der Vorband bereits so gut gefüllt war. |
Ähnlich katastrophal sah wohl die Situation an den Garderoben aus, die um 19.30 schon hoffnungslos überfüllt waren. Überraschend, dass die Leute mit Jacken kommen, bei fünf Grad minus, oder? Die Jacken sah man dann im Foyer und in den Gängen an Heizungsrohren hängen oder an Ecken liegen, mangels Alternative. Zu allem Elend waren die Ordner obendrein unfreundlich und nicht unbedingt hilfsbereit – zumindest berichteten das etliche Leute, die „hinten“ gemacht haben und unmittelbar mit den geschilderten Problemen konfrontiert waren. Daumen runter dafür, aber sowas muss man eben auch mal erwähnen.
500 K(onfetti) – Frühstart
Das Kieler Publikum war gut drauf, textsicher und die Stimmung war besser, als in diesem Tempel von Halle zunächst vermutet. Ich hatte sogar den Eindruck, dass niemand bemerkt hat, als während der Ansage zu 500K die Konfettikanonen einfach losgingen und der erste Teil des Songs in rot-weißen Papierregen gehüllt wurde. Professionell Level 3000, wie die Brummerbrüder sich absolut garnichts haben anmerken lassen und weiter ihre HipHop Show gefahren haben. Chapeau!
Wir jedenfalls haben uns köstlich amüsiert. Da ist das Konfetti den zweiten Tag dabei und schon entwickeln die Konfettikanonen ihr Eigenleben. Getoppt wurde der Schlamassel nur, als bei Chemie Chemie plötzlich Geldscheine aus den Kanonen geschossen kamen, die eigentlich für 500K geplant sind. Also konfettimäßig alles schief gegangen was schiefgehen kann, ordentlich was zu Lachen gehabt und gefühlt hat trotzdem niemand außer uns im Saal gemerkt, dass da was nicht stimmt. Auch interessant!
Nachdem ich jetzt sechs (sic!) Shows in Folge hinten gemacht habe, war es schön, mal wieder vorne auf dem Stammplatz zu stehen. Ich erinnere mich nicht daran, dass ich jemals 6 Shows in Folge nicht vorne war, aber ich sag es so: es wären vermutlich noch mehr geworden, wäre nicht Sandra endlich zu uns gestoßen. Seit Prag 2014 stehen wir vorne Seite an Seite und es war eine Riesenfreude, am Samstag endlich wieder „komplett“ zu sein.
Danach haben wir es nach all den Jahren auch endlich mal geschafft, gemeinsam in die nächste Stadt zu fahren. Da wird normalerweise in zwei Autos unterwegs sind, weil die Strecke Karlsruhe-Rostock einen vor unüberwindbare Hindernisse stellt, war das schon was Besonderes. An dieser Stelle daher nochmal ein dickes Sorry: ich bin der schlechteste Beifahrer der Welt, der während Gesprächen immer wieder einschläft. Trotzdem Liebe!
Nunja. Ich als ehemaliger Kieler möchte anmerken das die Organisation noch nie so bescheuert war wie dieses mal. Sonst gab es nämlich immer Rang und Innenraum Tickets, dort war eher das Problem das man nach 2 Stunden Ärzte oder Hosen (was anderes traut sich äußerst selten in den hohen Norden) ein Stempel auf dem Handrücken schlicht nicht mehr erkennbar war und das kurze, "zwischen-den-Zugaben-eben-mal-Pipi" gehen konnte mit unter recht Problematisch werden. Meistens hatten die aber auch da ganz regulär Bändchen wie jetzt bei Kraftklub. Die haben dann früher unten auf dein Ticket geguckt, dass Wort "Innenraum" wie eine 76 Jährige beim Kreuzworträtsel vorgelesen und dir anschließend das Ticket wiedergegeben um Dir ein Bändchen an zu machen. Kein Kreuz mit nem Edding, kein riss im Ticket, nichts. Hat meist dazu geführt das wir grob 20 Kumpels die sich vorher schwer nen Rang Ticket erarbeiten konnten (wie gesagt, wenn schon mal was großes nach Kiel kommt, da ist häufig auch vor Ort relativ mau mit Karten) in den Innenraum geschleust. Aber…. selbst diese 20 Leute mehr von uns waren nicht annähernd so voll und viel wie das jetzt bei Kraftklub, es wurden einfach zu viele Leute in den Innenraum gelassen, mit Abstand.
Ich hoffe dennoch das unsere grauer kalter Norden die jetzt nicht für immer vergrault hat, so ein Schnee(du nennst es jetzt Sturm)windchen ist doch eher ungewöhnlich und ja, Windstärke technisch galt es auch faaaaaaaaaaast als Sturm. Aber hey, die Mall war doch super? 🙂
Gruß
P
"Freie Platzwahl" heißt übrigens: "Nach Verfügbarkeit" und nicht "überall zu jeder Zeit".
Wenn voll, dann voll.
Wurde sogar schon mal gerichtlich geklärt…
Für mich als Karlsruherin aus dem sonnigen Süden war das Sturm, ganz ohne Zweifel, haha. Ganz vergrault bin ich mit Sicherheit nicht, selbst das Wacken wird mich ja mit seinem Wetter nicht los. Außerdem hat jede noch so bescheidene Hallenorga auch eine zweite Chance verdient 🙂
Bei einer Halle dieser Dimension wäre es halt schlicht einfacher, die Tickets gesondert zu verkaufen. Dann kommt es nämlich nicht zu genau diesen Missverständnissen…