Wenn diese Pandemie eine bandgewordene Überraschung für mich bereithielt, dann war es das dicke B aus Düsseldorf. Die Broilers waren für mich über viele Jahre hinweg eine meiner Lieblingsbands, die ich ungemein mochte, die mich aber nie zu 100% für sich vereinnahmen konnten. Trotzdem besuchte ich sie immer wieder live, Gelegenheiten dazu gibt es bei den Düsseldorfern schon seit jeher gefühlt ständig. Doch live gingen mir die Broilers im Laufe eines Jahres gerne mal auf die Nerven, sodass ich kurz vor der Pandemie an einem Punkt angelangt war, an dem ich selbst ein Broilers-Konzert im Nachbardorf vermutlich eher ausgelassen hätte. Ich war satt und mit den letzten beiden Alben und entsprechenden Platzierungen in Setlisten hatte man mich stellenweise einfach verloren.
Dann kam die Puro Amor und traf mich ganz unerwartet wie ein Blitz. Plötzlich wollte ich unbedingt wieder auf eine Broilers-Show gehen, nein, am liebsten direkt auf zehn. Natürlich aber ohne Picknick-Decken und Weihnachtsgirlanden – ich wollte eine schwitzige Clubshow, mit den broilerstypisch wilden Moshpits und den sowieso stabilsten Crowdsurfs, die man bei deutschen Bands so machen kann. Ehrensache, dass gleich die erste „richtige“ Broilers-Show in der Batsche vorfreudig erwartet wurde.

Der Preis für das beste Intro geht für immer an: die Broilers!
Es war heiß in Frankfurt und die Batschkapp prall gefüllt. Die traditionelle Prä-Gig-Playlist sorgte für gute Stimmung, während Inga und ich schon wieder mit unserem Emotionen zu kämpfen hatten. „If the kids are united“ gröhlend in einem Club stehen, das hat nach so vielen dunklen Monaten einfach eine heilende Wirkung auf die Seele. Und die Aufbruchstimmung eines „Gotta go“ ist einfach derart ansteckend, das man nicht anders kann, als seine gebündelte Energie gen Bühne zu channeln.
Intro können sie einfach, die Broilers. Außerdem hat diese Band wie keine andere verstanden, dass man nicht zu jeder Tour den Opener tauschen muss, wenn man den perfekten eben schon in der Schublade hat. Dieses ehrliche Selbsteinschätzung täte so manch anderer Band gut: Wir haben ein sensationelles Eröffnungslied für unsere Konzerte, das die Leute seit über einem Jahrzehnt frenetisch feiern. Das isses jetzt einfach, komme was wolle. Selten empfinde ich einen Opener als Highlight im Set, bei den Broilers dagegen setzt diese feste Konstante jeden Abend aufs Neue ein Ausrufezeichen.
In der Batschkapp bedeutete das allen voran Gänsehaut und ehrlicherweise auch feuchte Augen, bevor mit einem lauten „ohohoh“ der Beton das Vanitas-Intro ablöste. Was für ein Brett dieser Song ist, wird mir meist bei der ruhigen Bridge aka meinem ersten Crowdsurf eines Broilers-Abends klar. Herrlich fühlt sich das an.
Schon jetzt die Überrschung des Sommers
Bei kaum einer anderen Band, um es ehrlich zu formulieren: eigentlich bei gar keiner anderen Band habe ich in der Crowd so viel Spaß wie bei den Broilers. Das hat mannigfaltige Gründe: Man surft, als würden einen Engel auf Händen tragen, die Pits sind an den richtigen Stellen, der Altersschnitt ist deutlich volljährig und im vorderen Drittel beschwert sich generell niemand darüber, dass geschubst wird. Ein unkompliziertes Punkrock Publikum, das weder auf den einen Radiohit wartet noch das Bedürfnis hat, Aggressionen in einem Moshpit abzuarbeiten. Einfach ehrlicher Punkrock. Hat eben seine Vorteile, wenn eine Band nicht ganz so im Mainstream angekommen ist.

Bei der Show in der Batschkapp zeigt sich auch, dass die Highlights der Platte ganz klar auch zu Highlights auf den Livebühnen taugen. Hervorheben sollte man hier „Gib das Schiff nicht auf“, und selbstverständlich „Nicht alles irgendwann“, das seinen würdigen Platz am Ende des Sets fand. Auch wenn das Set durchaus längere, ruhige Passagen hatte, die ich nicht unbedingt gebraucht hätte: Das war schon großes Kino, was die Band da abgeliefert hat. Sie sind eben eine der klassischen Live-Bands, die ihre wahren Qualitäten erst auf einer Bühne entfalten können.
Als ich mir vor diesem Sommer überlegt habe, bei welcher Band ich wann aufschlage, haben die Broilers oft den Kürzeren gezogen. Nach diesem Abend in der Batschkapp stelle ich diese vorschnelle Entscheidung in Frage: Das hat mir schon ziemlich viel gegeben und das werde ich mir ohne wenn und aber dieses Jahr noch einmal ansehen.
Sehr schöner Bericht von dir.
Mir ging’s genauso seit der Puro Amor hatte ich wieder Bock auf die Broilers und hab Hamburg und Berlin auch noch mitgenommen.
Das Konzert in der Batsche, ist bis jetzt auf Platz 1 in 2022.
Es war mein erstes Konzert nach Corona im Pit und was war das für ein Abriss.
Der auf dem Bild in dem Pennywise Shirt hinter dir, bin übrigens ich.
das Beton dann gleich 4 mal kommt hab ich dann auch nicht erwartet😅.