Was zum Geier will die denn bei Juju, fragt ihr euch beim Anblick dieser Headline gerade vermutlich. Ich will es euch erklären: Das mit Juju und uns war nämlich Liebe auf den zweiten Blick.
Recap zum Campusfestival in Konstanz: Hier kamen wir erstmalig in den Genuss von Juju, die wir damals nur als eine Hälfte von SXTN kannten. Wir hatten wenig Lust auf Deutschrap, waren dennoch recht gut unterhalten von ihrer kurzweiligen Show. Die Hand zum Abklatschen hielten wir ihr trotzdem nicht hin, als sie die Fans im Graben begrüßte. Nur wenige Tage später bereuten wir, dieser Frau nicht den nötigen Respekt erwiesen zu haben. Wie so oft entfachte unsere Liebe auf der Autobahn.
Einige der Texte erschienen uns ganz witzig gewesen und so beschlossen wir, dem einzigen Studioalbum von Juju eine Chance zu geben. Es dauerte nicht lange, bis wir uns (zunächst höchst ironisch) in einige der Punchlines verliebten. Wir identifizierten erste Banger auf dem Album und beschlossen, dass dieser Durchlauf nicht der letzte gewesen sein wird. Was als kleiner Scherz mit „lass mal Juju hören“ begann, entwickelte sich Rasch zu einer handfesten Liebe zu „Bling Bling“, ihrem wirklich fantastischen Deutschrap Debut aus 2019. Da uns das aber niemand abkaufte und wir uns unserer Ernsthaftigkeit selbst nicht ganz so sicher waren, mussten wir weiterhin so tun, als feierten wir Juju nur ironisch.
Doch das Schicksal spielte uns einen Streich. Wir gastierten anlässlich einer Hosen-Show im Astra in Berlin und hatten eine Air-BnB Wohnung direkt an der Max-Schmeling-Halle. Eine gute Adresse eigentlich, kann man sich für die Zukunft merken, beratschlagten wir noch. Als wir am Freitagnachmittag (Off-Day vor der Wiedervereinigung!) von einem kleinen Kaffeedate (bei dem wir absurderweise Paul Landers von Rammstein trafen, habe mich noch immer nicht davon erholt) zurück auf die Couch wollten, stellten wir fest, dass sich vor der Schmelinghalle eine nicht unerhebliche Menschentraube versammelt hatte.
Da scheint wohl ein Event stattzufinden, stellte Sherlock Hahn fest. Wir begutachteten aus der Distanz das Publikum, konnten jedoch keine Rückschlüsse auf den Act des Abends ziehen und witzelten noch, wie famos es wäre, wenn es Juju wäre. Haha, wie lustig.
Direkt vor unserer Wohnung angekommen parkte ein Auto mit auswärtigem Kennzeichen und zwei Mädels vor uns stiegen aus. Ich packte die Gelegenheit am Schopfe und fragte, wer denn heute in der Schmelinghalle spielt. Als eine der beiden Frauen mit „Juju“ antwortete, gab es kein Halten mehr. Prustend und schreiend vor Lachen gingen wir auf dem Gehsteig nieder, kaum fassend, was wir gehört hatten. Nachdem die sichtlich verwirrten Mädels von Dannen zogen und wir uns wieder etwas gesammelt hatten, gingen wir wortlos in unsere Wohnung. Inga begann sich umzuziehen, während ich aus einem Karton ein Schild „Suchen zwei Tickets“ anfertigte. All das ohne auch nur ein Wort zu sprechen. Wir wussten einfach, was zu tun ist.
20 Minuten später hatten wir für einen unverschämt günstigen Preis zwei Karten ergaunert und suchten uns einen Platz auf den Rängen, um den bemerkenswert vollen Innenraum zu bestaunen, der schon die Prä-Gig-Playlist abfeierte, als gäbe es kein Morgen mehr.
Sorry für den Hate am Campusfestival Juju, du bist leider doch ne ziemlich coole Sau. Wir kommen wieder, Ehrenwort!
Nachtrag: An diesem Abend lernten wir, dass Juju mit „Hardcore High“ ihren eigenen Pfirsich-Secco vertreibt. Ich hielt es spontan für eine fantastische Idee, Inga zu ihrem nahenden Geburtstag mit einer ganzen Kiste dieser Köstlichkeit zu überraschen und bestellte noch am selben Abend, während Inga selig neben mir schlummerte, ihr Geburtstagsgeschenk. Was ich nicht wusste: Inga hatte die gleiche Idee. Auch sie bestellte noch am Abend des Konzerts eine Kiste Hardcore High zu mir nach Hause. Ihr könnt euch nicht ausmalen, wie wir lachten, als sich uns unsere Dummheit in Form der gegenseitigen „Überraschungen“ offenbarte. Ein Glück, dass Hardcore High vorzüglich schmeckt und uns so noch den ein oder anderen besonderen Abend vernebeln wird. Als nächstes steht dann Durstlöscher mit Vodka auf dem Programm, Ehrensache.