Erschöpft, gerädert und leicht frustriert machten wir uns aus Berlin auf den Weg nach Leipzig. Schon das Anschnallen tat unseren geschundenen Rippen weh und die Augen konnten wir auch kaum offenhalten. Unnötig zu erwähnen, dass unsere Nachtfahrt sehr anstrengend war und wir uns sinnlos mit Junkfood zustopften, um irgendwie durchzuhalten. Als wir am Morgen nach mehreren Schlafpausen endlich in Leipzig ankamen, sollte uns allerdings ein vergessen geglaubter Freund ein Lächeln ins Gesicht zaubern: die Sonne.
Alles auf Vollgas!
Irgendwie kam nach dieser nicht ganz so guten Show wieder das Gefühl von Euphorie auf. Dieser Gedanke, dass es dann heute doppelt so geil werden muss, einfach weil Berlin es nicht war. Da war auf einmal wieder dieses Feuer, dieses Gespanntsein, auch wenn uns ja eigentlich klar war, was uns erwarten wird, da die Show sich gegen Ende der Tour hin eingependelt hat. Aber wie so oft nach einem eher mauen Konzert erlebten wir in Leipzig schon im Vorfeld dieses Gefühlshoch, das einem einfach nur richtig Bock auf das Konzert macht. Motivation und Vorfreude durchströmten uns und damit konnte im Grunde garnichts schiefgehen.
Unterstützt wurde dies auch von einem sonnigen, warmen Novembertag, den wir größtenteils mit dem Ausgleich des Schlafdefizits verbrachten. Im Campingstuhl nickern, während einem die Sonne ins Gesicht scheint, fühlt sich für mich so richtig nach Glück an. On top gab es dann noch ein Mittagessen vom Lieferdienst, was zur Ausnahme mal nicht endlos widerlich war. Hier werde ich allerdings in den kommenden Wochen in der Tournachbereitung nochmal nachhaken und euch einen kleinen Artikel zu den Kulinarischen Köstlichkeiten (oder halt auch nicht) der Tour präsentieren. Seid gespannt!
Erdbeben, was gehtn?
Schon nach Hallo Nacht und Fenster war mir klar, dass Leipzig ein richtig gutes Pflaster für den Kraftklub darstellt. Die Stimmung war ausgelassen, jedoch in der ersten Reihe deutlich ruhiger als im chaotischen Berlin oder der Hamburger Sporthalle. Es mussten zwar immer noch Leute rausgezogen werden, aber alles lief ruhiger ab als im Vorabend und vor allem auch im viel humaneren Rahmen. Fast schon wieder Platz zum Tanzen zu haben, fühlte sich nach den eher kuscheligen Abenden großartig an.
Da wundert es nicht. dass man es erneut schaffte, die Erde unter der Arena zum Beben zu bringen. Die meisten von euch haben es sicherlich in den letzten Tagen auf allerhand sozialen Netzwerken schon mitbekommen, für alle anderen hier nochmal die Ereignisse zusammengefasst:
Kraftklub haben auf der inschwarz 2015 bereits in dieser Halle gespielt (allerdings nicht ausverkauft, nur fürs Protokoll). Damals löste das hüpfende Publikum ein Erdbeben aus, was dem Boden unter der Arena geschuldet ist, der die Bewegungen ans Grundwasser weitergibt, welches dann wiederum in umliegenden Häusern die Wände zum Wackeln bringt. Die Leute riefen entsetzt bei der Feuerwehr an, in den folgenden Wochen wurde sogar ein Hüpfverbot in der Arena diskutiert. Absurd! Jedenfalls ließ sich Felix die Chance nicht nehmen, das Erdbeben zu wiederholen oder es zumindest zu versuchen – was auch gelang. Erneut riefen knapp 50 Anwohner bei der Feuerwehr an, um sich zu erkundigen, was da los sei. Ich feiere das!
Ein Showelement, auf das ich die ganze Tour über noch nicht wirklich eingegangen bin, ist der Improvisationsteil während Songs für Liam. Einigen von euch vielleicht von den Festivals bekannt, wurde das heitere Reimeraten auch in den Hallen der Tour fortgesetzt. Nachdem Hey-Jude-Wenn-Du-mich-küsst-Teil kommt es zum improvisierten Abgesang des Abends durch Karl und Felix. Immer abwechselnd verabschieden sie sich vom Publikum, greifen Highlights des Abends heraus und leiten den Ausziehpart ein. Wer sich von euch jetzt an die berühmte deutsche Punkband mit dem Umlaut im Titel erinnert fühlt: ja, ganz genau nach diesem Schema lief das ab, nur zu Beginn der Tour deutlich schlechter. Gerade Felix hatte irgendwie seine Probleme, vernünftige Reime zu finden oder Karl halbwegs realisierbare Vorlagen zu liefern. Zu allem Elend schnitt er ihm dann oft das Wort ab bzw. klaute ihm den Einsatz, was eigentlich sehr schade war – weil Karl Reimen ziemlich drauf hatte. Am Anfang der Tour war es jedoch oftmals ein kleiner Fremdschämmoment, was sich jedoch absolut gebessert hat. Gegen Ende der Tour hin habe ich mich sogar regelrecht auf den Teil gefreut, man hat einfach gemerkt, dass sich das besser eingependelt hat. Highlights hierbei generell immer, wenn Till Einwürfe zu machen hatte. Die erste Reihe plädiert daher geschlossen dafür, dass Till ab der nächsten Tour auch vollwertiges Mitglied des Chemnitzer Improvisationsklubs wird! BITTE!
Für mich bildete diese humorvolle Einlage eigentlich jeden Abend einen schönen Abschluss, bevor dann zum großen Finale des Songs nochmal alle ausrasten konnten. Außerdem gab es so jeden Abend nochmal eine individuelle Note und meist auch den ein oder anderen Lacher zum Abschluss. Gerne mehr von diesen spontanen Dingern, auch in Hinblick auf Ansagen bin ich großer Fan von sowas. Auch wenn es zu totalem Bullshit wird (wie es manchmal war – ich erinnere da an die Reime über die Dichtungen eines Autos) macht sowas großen Spaß und bleibt in Erinnerung.
Leipzig, ein würdiges kleines Finale
Wie mit unserer Motivation im Vorfeld schon richtig vermutet, war das ausverkaufte Konzert in der Arena ein Highlight zum Abschluss der Tour. Auch wenn mich gegen Ende des Sets ein paar komische Gefühle beschlichen, beim Gedanken daran, dass das die vorletzte Show der Tour ist, konnte ich den Abend genießen. Inga und ich haben es tatsächlich im Anschluss sogar fertig gebracht, uns das Tourshirt zu kaufen! Irgendwie hatten wir bislang keinen Abend Zeit dazu gefunden. Der Endspurt hatte nun also begonnen und die letzte lange Autobahnnacht wurde angetreten.