Hach, was habe ich diese Nächte auf den Autobahnen vermisst. Das meine ich gerade nichtmal ironisch – es fühlt sich immer wieder aufregend an, nach einer Show ins Auto zu steigen und nicht nach Hause, sondern in die nächste Konzertstadt fahren zu können. Motiviert mit dem Adrenalin der vergangenen Show, das sich mit Vorfreude und Erwartungen auf den nächsten Abend vermischt, fährt es sich eben gut. Zwischen Rekapitulieren des Konzerts und dem wieder zu Kräften kommen hat das alles eine gewisse Romantik. Theoretisch. Es wäre fake, wenn ich euch jetzt hier erzählen würde, dass das immer eine Mordsgaudi ist, bei Minusgraden in der Pampa rumzufahren, wenn man eigentlich in einem Bett liegen sollte.
Nein, ich habe leider keine bezahlte Partnerschaft mit Bifi.
Auf der Fahrt nach Bamberg am Samstag Nacht sind kuriose Dinge geschehen und ich habe beschlossen, euch an bisschen an meiner Dummheit teilhaben zu lassen: Während der Fahrt überkam mich der Hunger. Ein Bifi Roll sollte wie so oft auf Tour mein Retter in der Not sein. Voller Vorfreude auf die erste feste Nahrung seit 12 Stunden biss ich gierig zu. Die Attacke war jedoch nicht effektiv und das in der Zwischenzeit im Auto gefrorene Bifi Roll gewann den Kampf gegen mein Gebiss. Appetit vergangen, Nahrungsaufnahme abgeschlossen. Scheiß Winter.
Weiter zum nächsten Fauxpas. Ein paar Kilometer weiter wurde mir bewusst, dass die Benutzung eines Deos durchaus angebracht wäre. Erneut griff ich auf den Beifahrersitz und angelte aus meinem Rucksack das Deo, was ich jedoch sofort fallen ließ. Auch hier hinterließ die Kälte ihre Spuren, die Flasche war kaum berührbar vor Kälte. Aber, da ich ja ein schlauer Fuchs bin, griff ich zu meinem Handschuhen. Man kann sich ja schützen! Als das zu Eisspray mutierte Deo mir dann eine Brandblase unter dem linken Arm verpasste, beschloss ich, dass die andere Achsel eben verschwitzt bleiben muss. Ja, das ist das ungeschönte, harte Tourleben. Nicht nur Gute Laune täterä, auch Plombenzieher und Achselverbrennungen. Jetzt wisst ihr das auch mal. Schnell weiter zur Show, bevor sich irgendjemand noch fragen könnte, warum er sich den Bullshit hier eigentlich durchliest und ich mich dazu entschließe, den Absatz doch zu löschen.
Kniet nieder vor dem K!
Wie bereits im Bericht aus München erwähnt, bin ich großer Fan von Verkleidungen und besonderen Inszenierungen eines Songs. Gerade bei einem Livekracher wie Band mit dem K ist es da natürlich herrlich anzusehen, wenn man mit der ironischen Botschaft des Songs ein bisschen spielt und ihn dementsprechend umsetzt. Neben dem absolut gelungenen Papstkostüm ist es vor allem das Hissen des K, was den Song zu einem richtigen Highlight im Set macht. Ich hatte an beiden Abenden bisher den Eindruck, dass der Song besonders gut ankommt und stimmungsmäßig nochmal ordentlich was rausholt.
Huldigt dem K, ihr gottlosen Frevler. |
Generell zur Show in Bamberg: auch wenn sich setlistmäßig nichts getan hat und auch das Glücksrad den selben Song wie am Vorabend ausspuckte, war der Abend deutlich besser als der vorige in München. Das lag allen voran am Publikum – ich hab euch versprochen, die Augen offen zu halten und die Stimmung genau zu beobachten. Tja, das wäre eigentlich nicht nötig gewesen, denn schon nach wenigen Songs war mir klar, wer hier das Rennen macht. Das Bamberger Publikum wusste zu jeder Zeit mit Tanzbereitschaft und Textsicherheit zu glänzen. Abende in so einer Halle machen auch als Fan mehr Spaß, weil man sich gerne anstecken und mitreißen lässt.
Einen durchaus amüsanten Vorfall gab es bei Chemie Chemie: Felix ist kurzerhand von der Bühne in den Graben gefallen. Als er auf dem mittleren Vorbau der Bühne in der Hocke saß und die Strophe rappte, kam ein Crowdsurfer an, mit dem er abklatschen wollte. Weil sich der Crowdsurfer aber mehr festhielt, als ein High Five zu geben, verlor Herr Brummer das Gleichgewicht und fiel, allerdings noch halbwegs grazil, geradeaus in den Graben, wo er in verdutzte Gesichter der Security blickte, aber zum Glück auf den Füßen landete. Auch wenn wir den Rest des Songs durchgelacht haben, war es im Nachhinein doch noch Glück im Unglück: da hätte echt was passieren können.
Shirtkrieg in Bamberg? Vergiss es.
Ein besonderes Lob möchte ich dem groß gewachsenen Bamberger, der gegen Ende der Show hinter mir stand, zukommen lassen. Es ist nun mittlerweile bekannt, das jeden Abend aufs Neue gladiatorenartige Kämpfe ausbrechen, wenn Felix und Till ihre Shirts in die Menge werfen. Oft haben fünf Leute gleichzeitig die Hand am Shirt und zanken sich dann, oft minutenlang, um den verschwitzten Stofffetzen. Am Sonntag wurde ich Zeuge des souveränsten Shirtfangs seit immer – so hat der junge Mann gleich beide Shirts gefangen, allerdings ohne zu springen, hektische Bewegungen zu machen oder überhaupt erst in die Richtung des Shirts zu blicken. Locker aus der Rückhand fischte er die Shirts einfach aus der Luft ohne dabei eine Miene zu verziehen. Junge, wir waren tief beeindruckt von dir! Nach all den Prügeleien, die wir jeden Abend beobachten, seien dir beide Shirts vollkommen gegönnt – außer du spielst bei den Brose Baskets, dann ist das Wettbewerbsverzerrung.
Heute geht es für uns nun in die Schweiz, zur kleinsten Show der Tour. Im Züricher Volkshaus werden wir sicher in den Genuss eines kleineren Bühnensetups kommen und vielleicht gibt es auch die ein oder andere Anpassung in der Setlist. Das Bocklevel ist jedenfalls auf Anschlag und das hängt vor allem mit dem bevorstehenden Besuch im Moshpit zusammen. Nach den beiden Shows am Wochenende hat es mich zugegebenermaßen schon in den Fingern gejuckt, mich ein bisschen in der Menge auszutoben. Bei nur knapp 1000 Leuten wird das sicher ein Abenteuer.