Ein verspätetes Hallo aus Berlin! Manchmal muss man so einen Offday auch einfach mit Nichtstun zelebrieren, weswegen ich mich erst heute mit dem Bericht von Hamburg #2 melde. Nachdem die Nacht zwischen den beiden Konzerten in der Hansestadt sehr kurz und der Tag vor der Sporthalle sehr lang war, mussten wir gestern erstmal gehörig Schlaf nachholen und versuchen, die aufkeimende Tourpest im Zaum zu behalten. Bisher gelingt uns das noch so halbwegs, drückt uns die Daumen, dass wir die letzten Konzerte noch den Umständen entsprechend fit durchstehen.
Gestern kleine Läden und jetzt nur noch volle Hallen…
Es ist schon ein harter Cut, wenn man nach einem schwitzigen Klubgig wieder vor den Pforten einer großen Halle steht. Die Spuren des Vorabends waren uns den Tag über durchaus anzusehen und das Hamburger Wetter war überdies nicht gerade gnädig. Grauer Himmel und eisiger Wind machten uns zu schaffen, während wir in unseren Schlafsäcken kauerten und uns ein Bett herbeisehnten. Das sind übrigens auch die Momente, in denen ich meinen Wahnsinn für einen kurzen Augenblick hinterfrage, ehe mich viele bunte Erinnerungen wieder vom Zweifel abbringen.
Der Einlass, der sich zu allem Elend noch verspätete, verlief allerdings entspannt und wir konnten unsere Plätze im Warmen beziehen. Hier bestätigte sich der Eindruck von draußen, dass das Hamburger Publikum auf den ersten Blick sehr, sehr jung erscheint und uns ereilten erste Vorahnungen, was das für die Show bedeuten könnte. Es ist oftmals schwierig, wenn jungen Mädels nicht ganz so bewusst ist, auf was sie sich da einlassen. Auch wenn die Kraftis wirken mögen, wie die nette Boyband von nebenan, machen sie immer noch Rockmusik, die den Großteil des Publikums zum Tanzen verleitet. Wie bereits erwartet wurden ab dem ersten Song reihenweise tränenüberströmte Mädchen aus dem Graben gefischt, die einfach mit dem „Geschubse“ nicht zurechtkamen. Komischerweise war das bereits 2015 in Hamburg so krass – muss wohl also ein lokales Thema sein, da es in den anderen Städten bei weitem nicht so schlimm war.
Gerne würde ich jetzt näher auf die Show eingehen, aber ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich nicht unbedingt viel von ihr gesehen habe. Da hinter uns die Leute um sind, wie die Fliegen und die Mädchen reiheweise nach Rettung riefen, hatte ich fast durchgehend Toni, den Grabenchef vor mir auf dem Tritt. Wenn ich also bei dem ganzen Chaos überhaupt was gesehen habe, dann war es meist Steffen. Der sah aus wie immer. Das können halt durchaus die Schattenseiten der ersten Reihe sein, wenn die Security im Graben viel Arbeit hat, kann das durchaus das eigene Konzerterlebnis beeinträchtigen. Ich habe da vollstes Verständnis dafür, weil es wichtig ist, dass die Secus einen aufmerksamen Job machen. Jeder, der schonmal auf diese Hilfe im vorderen Hallenbereich angewiesen war, wird diese Ansicht teilen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass die versperrte Sicht andere Leute ziemlich gestresst hätte. Mich haben sogar mehrfach Leute von der Hallen-Secu gefragt, ob das für mich okay sei, dass ich ständig hinter den Bergungsarbeiten vergraben liege. Ich glaube sie waren etwas verwirrt, dass das für mich absolut im Rahmen war – irgendwie gilt in unserer Gesellschaft immer noch das Vorurteil, dass in der ersten Reihe nur bekloppte Kreisch-Girls stehen. Naja, mir hat es gestern auch gereicht, die Bois einfach nur zu hören. Abwechslung ist alles, war trotzdem schön!
Wenn das Deichkind am Mic ist, bon voyage
Ein bisschen verwirrt waren wir, als plötzlich ein Security oben ohne und nur mit neongrüner Warnweste im Graben auf und ab schritt. Es war gleich der Verdacht da, dass mit dem irgendwas nicht stimmt, aber so richtig zuordnen konnten wir ihn auch nicht. Der Verdacht mit „irgendeiner von Deichkind“ stand im Raum, bestätigte sich allerdings erst, als der Unbekannte auf die Bühne kam, um das Glücksrad zu drehen. Deichkind sind irgendwie doch ein Mysterium. Wie sagte Julia gestern: Deichkind…sind das 3? Sind es 24? Man weiß es nicht.
Und genauso ist es aber auch – da bei Deichkind auf der Bühne immer mächtig was los ist und im Normalfall jeder kostümiert, kann man das wirklich nur schwer einschätzen. Gecovert wurde jedenfalls gemeinsam mit dem Kraftklub „Die rote Kiste“ was in der Halle aber irgendwie nur so semi ankam. Viele teilten offenbar unsere Verwirrung, wer dieser Porky denn ist und mit einem „Hit“ hätte man sich sicher einen größeren Gefallen getan. Ich bin da aber sicher auch nicht der Maßstab, da die Zeiten, in denen ich Deichkind gehört habe, auch gut zehn Jahre zurückliegen.
Ansonsten, was gibts zu sagen? Der B-Stage Teil wurde verkürzt und generell die Bühne durch den von früheren Touren bekannten Wagen ersetzt. Hier wurde nochmal schön deutlich, wie stark eigentlich die fahrbare Bühne ist! Während wir Probleme hatten, den Wagen im Saal auszumachen, war die Bühne in den vorhergehenden Shows ein richtig mächtiges Element. Man wird seine produktionstechnischen Gründe gehabt haben, weswegen ich mir sicher bin, dass es heute in Berlin wieder mit der ursprünglichen Version weitergeht. Generell- ich bin in Berlin! Ich kann es selbst noch nicht glauben, dass ich erneut über meinen Schatten gesprungen bin und nach den langen Proben für die Festivals im Mai wieder meine Antichrist-Stadt gereist bin. Die Spannung ist groß, was uns hier heute erwartet, wobei ich gestehen muss, dass ich ein bisschen auf einen Gastauftritt der Kannibalen in Zivil hoffe. Ich berichte morgen!
Alles für den Dackel, alles für den Klub.
Das mit den jüngeren Mädels kann ich absolut nachvollziehen, wird mich wahrscheinlich vor allem deshalb nerven, weil ich nur auf einem Konzert bin – auch wenn man mich durchaus zu diesen Mädels dazuzählen kann, wenn man es zwingend möchte.
Ich wünsche dir weiterhin schöne Konzerte und freue mich auf die nächsten Blogeinträge!
Liebe Grüße,
Lu
Ach, weißt du, es ist doch schön, wenn sich auch junge Leute dafür begeistern können und zu den Shows kommen, aber ein bisschen Vorsicht und gesunde Einschätzung der Lage auf einem Konzert würden da einfach vieles erleichtern. Viele Grüße!
Die Erlebnisse mit dem crowdsurfenden Mädels kann ich nur bestätigen. Die Mädels taten mir echt leid, da man denen angesehen hat, dass sie nicht darauf eingestellt waren. Ansonsten war das Konzert echt gut, finde ich.
Du schreibst immer sehr ehrliche & gute Berichte! Ich lese sie immer gerne & ich wollte dich darauf ansprechen, hatte aber dann doch keinen Mut zu. Es war aber schon süß, wie lange du für den ersten Hamburgbericht gebraucht hast.
Mach weiter so! 🙂
Also bei dem Wetter seid ihr doch hoffentlich Grippe geimpft? Nicht das Konzerte ausfallen…
Haha, wäre mal ne Idee! Sind wir tatsächlich alle nicht. Beugen mit allerhand Hausmitteln vor und hoffen das Beste – hat auf der Tour bisher gut funktioniert. War aber auch bis auf Hamburg wirklich aushaltbar Temperaturtechnisch.