Nach zwei Abenden in großen Hallen mit allem was dazu gehört, ging es am Sonntag zum Abschluss der ersten Tourwoche noch einmal in eines unserer Nachbarländer. Es ging ins kleine Pratteln, welches direkt hinter der Grenze und damit in unmittelbarer Nähe zu Freiburg liegt. In einem eher in die Jahre gekommenen Industriegebiet versteckt sich dort die Konzertfabrik Z7.
Grüezi Schwiiz!
Auch wenn die Locations noch so grenznah gelegen sein möchten, hat die Schweiz in den meisten Belangen ganz eigene Gesetze. Anfangen tut dies schon bei den horrenden Einfuhrzöllen, weswegen es bei den meisten deutschen Bands, die nur ein oder zwei Abende dort spielen, keinen Merchandise gibt. Es würde sich schlicht und ergreifend nicht lohnen, da im Endeffekt nichts hängen bleibt und die Grenzkontrollen gerne mal mehrere Stunden in Anspruch nehmen können. Weiter gehen die Umstände mit der anderen Währung und den generell hohen Preisen vor Ort. Für euch zum Vergleich: eine Bratwurst mit Pommes ist mit 10 Franken fast noch ein Schnäppchen, da man immer wieder die Horrorgeschichten vom 15 Franken Döner hört. Wir haben uns am Sonntagnachmittag einen kleinen Burger mit Pommes (OHNE GETRÄNK!) bei BurgerKing gegönnt, zum Schnapperpreis von knapp 8 Euro. Aus Faulheit und generellem Geiz haben wir nicht mal Franken getauscht, aber die Kartenzahlung bewahrte uns vor dem Hungertod.
Ebenso horrend sind die Preise für Verkehrsvergehen: ein Blitzer im kleinen Bereich kann da sehr schnell dreistellig werden, genauso wie Falschparken. Dementsprechend waren wir natürlich den ganzen Tag über panisch, irgendetwas falsch gemacht zu haben und Insolvenz anmelden zu müssen. Auch wenn keinem von uns etwas passiert ist, bleibt zu hoffen, dass der Briefkasten auch nach der Tour noch leer ist. Generell sollte ich mich aber an dieser Stelle mal selbst loben und erwähnen, dass ich noch nicht geblitzt wurde! Wahrscheinlich würde man mir ohnehin sofort den Führerschein entziehen, wenn auf dem Foto ein bisschen was vom Innenraum zu erkennen wäre. Was Sonntags vor der Tour noch blitzeblank und aufgeräumt war, gleicht mittlerweile einer schrägen Kreuzung aus Schlachtfeld, Kleiderschrank und Schlafzimmer. Inga, meine Co-Pilotin, deren Job hauptsächlich darin besteht, mir Chipstüten vors Lenkrad zu halten und Flaschen aufzudrehen, habe ich bereits in Salzburg zur Müll- und Umweltministerin ernannt. Wir suchen mittlerweile schon garnichts mehr im Auto, weil man es unter unseren Kleiderbergen und Tourutensilien ohnehin nicht findet. Aber immerhin liegt kein Abfall rum, denn die Ministerin macht ihren Job in den meisten Fällen sehr gut. Eigentlich wollte ich auch ein Vorher-Nachher Foto vom Auto hier posten, so langsam hege ich allerdings Zweifel, ob man dieses Auto wirklich fotografieren sollte…
Schmeißt eure BHs zu uns auf den Altar
Auf Tour hat man immer dumme Ideen und eine erhöhte Bereitschaft, Unsinn zu treiben. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass uns unterwegs die tollsten Einfälle kommen und wir regelmäßige Lachanfälle haben. So war es auch in Dornbirn, als sich aus einem Gespräch die Idee herauskristallisierte, dass wir die Band ja mit BHs zuschütten könnten. Immer wieder gab es nämlich auf den ersten Abenden der Tour eine handvoll BHs, die ihren Weg Richtung Bühne fanden, passend zum Refrain aus Band mit dem K. Irgendwie war uns das aber nicht genug, wir wollten ein Take That Verhältnis auf der Bühne. In unserer kurzen Planungsphase waren wir uns schnell einig, dass der Unterwäscheregen in Pratteln stattfinden muss, weil dies für die nächsten Tage die einzige kleine Show ist, bei der eine realistische Chance besteht, dass wir die Bühne auch tatsächlich treffen. Sandra opferte sich dann auf und tätigte bei Primark den Hamsterkauf, wo sie sogar noch auf reduzierte Ware stieß und wir noch mehr Wurfmaterial ergattern konnten.
Am frühen Nachmittag gab es dann eine kurze Lagebesprechung am Wohnmobil, denn so eine Schnapsidee will ja schließlich koordiniert werden. Durch einen fleißigen Schmuggelhelfer konnten wir unseren prallen BH-Beutel am Einlass vorbeischleusen, wobei ich mich eigentlich darüber gefreut hätte, wenn eine Dame vom Sicherheitsdienst eine komplette Tasche voller BHs hätte ausräumen müssen.
Im Club angekommen dann standen wir alle in der ersten Reihe, auch die Mädels unter uns, die im Normalfall das Bad in der Menge präferieren. Alle bereit für den Wurf, wurden in der Umbaupause vorm Kraftklub fleißig BHs verteilt und am Wellenbrecher versteckt. Der Gag an der Sache war, dass wir beim ersten Refrain des Songs bereits warfen, allerdings nur einen BH pro Kopf. So machten sich also acht Büstenhalter in wunderschönem Leopardenmuster auf den Weg zur Bühne. Der eigentliche Gag kam aber erst beim zweiten Refrain, wo natürlich kein Mensch mehr damit rechnete und vor allem nicht mit den Massen, die wir noch in petto hatten. Auf dem Video von der lieben Anais sieht man ganz gut, wie unser Hagel auf die Bühne aussah. Ich lache immer noch, wenn ich dran denke, wie die Bühne danach aussah und wie Felix regelrecht ausweichen musste, aber seht selbst:
In dem Kontext möchte ich auch erwähnen, wie immens der Song „Band mit dem K“ bei mir im Laufe der Tour gewachsen ist. Auf der Platte mochte ich ihn bereits gerne, aber live haut er mich in den letzten Tagen einfach richtig um. Deshalb finde ich ihn, wie in Stuttgart und Pratteln, als Setopener fast schon verheizt. So ein Feuerwerk habe ich gerne mitten im Set, denn da kann ich es auch richtig genießen.
Die Schweizer sind verrückt.
Immer wieder hört man von verrückten Konzerterlebnissen in der Schweiz. Nach Sonntagabend würde ich das definitiv auch unterschreiben! Bereits nach den ersten paar Songs war gefühlt der Großteil des männlichen Publikums im Saal oberkörperfrei, Chöre hallten durch den Saal und stimmten die Melodien von Kraftklub Songs an. Gerade bei Scheissindiedisko, was zum dritten Mal in Folge auf dem Glücksrad siegreich war, wollten die „ohoh“ Stimmen garnicht mehr leise werden. Das ist schon eine tolle Atmosphäre, die laut Felix einzigartig für die Schweiz ist. Auch beim Crowdsurfen waren die Schweizer stärker vertreten als ihre Nachbarn aus Österreich, generell war der Eindruck da, dass die Stimmung einfach richtig gut war. Dennoch ändert das nichts an der Tatsache, dass Dornbirn bisher die beste Show an der Tour war.
Es ist mittlerweile vielleicht unnötig zu erwähnen, dass uns auch am fünften Abend eine neue Setlist erwartete. Ich bin gespannt, ob bei der Rückkehr in die großen Hallen am Montag sich vielleicht doch eine feste Setlist einpendelt oder wir jetzt jeden Abend aufs Neue überrascht werden, was ich mittlerweile aber durchaus gerne mag. Es ist zwar ungewohnt, wenn man nicht mehr wie sonst die Setlist am dritten Tag runterbeten kann, aber ein bisschen Abwechslung ist auf Tour wirklich ideal, wenn es denn schon bei den Ansagen keine gibt- auch das habe ich ja bereits angedeutet:
Felix hat ein paar Standardansagen, die sich seit längerer Zeit nicht verändert haben. Dazu zählen neben der Vorbandansage und der Tatsache, dass sie bei Rammstein ausgebuht wurden auch die Ansage von Unsere Fans (was dann bitte auch mal gerne aus dem Set fliegen dürfte) und ganz neu die Verlierer-Anspielungen bei Fan von Dir. Ich finde diese immer gleichen Ansagen nicht unbedingt schlimm, aber spontane Ansagen, die dann vielleicht auch mal ein bisschen abdriften oder konfus werden, sind mir tausend Mal lieber, weil man schon merkt, ob die Ansage in der Form schon häufiger gemacht wurde oder eben aus einem Impuls versteht. Ich denke, dass es auch einmaligen Konzertbesuchern auffällt, wenn die Ansage sehr steif und statisch wirkt. Kann das jemand bestätigen?
Heute geht es für uns nach Münster, wo ich zuletzt 2015 zum Tourfinale der inschwarz war. Eine Halle, die auch nicht unbedingt zu meinen absoluten Highlights gehört, weswegen wir uns heute bewusst für das Bad in der Menge entschieden haben. Dann also das erste Mal heute „von hinten“ und morgen gibts dann mit Sicherheit viele neue Eindrücke dazu. Ich bin auf jeden Fall gespannt und heiß auf ein bisschen Prügelei im Pit!