Während andere Leute im Frühjahr mit Freudentränen in den Augen die Urlaubskataloge wälzen und sich ausmalen, an welchem Strand sie wohl in diesem Jahr ihren hart ersparten Sommerurlaub verbringen werden, befasse ich mich in der Regel mit der Planung des Festivalsommers. Dabei gibt es alljährlich jedoch einen gesetzten Termin, eine Konstante, an der nichts rütteln kann: Rock am Ring.
Vorwort: Sind wir noch der Ring?
Trotz all der Kritik im Vorfeld: Ich bin trotzdem am Ring gewesen. Es war wie immer eine unglaublich tolle Zeit. Fünf Tage abschalten, umringt von Freunden und guter Musik. Gehts eigentlich besser? Ich glaube nein. Lust auf einen kleinen Einblick?
Home is, where the Ring is
Hohe Berge, weite Täler – alles wunderschön
In der Nacht sind alle Katzen grau
Habt ihr nichts zu fressen hier? Ich will Pizza!
I’m feeling supersonic, give me Gin and Tonic
Der Umtrunk auf einem Festival ist längst nicht nur warmes Dosenbier. Bei uns hat sich in den letzten Jahren der Trend hin zur Vielfalt entwickelt. Zwischen selbstgemachtem Pfirsichlikör, Gin Tonic mit Gurke, Craft Bier und einer Spirituosen-Auswahl, auf die jede Cocktailbar neidisch wäre, siegt aber komischerweise immer wieder die Ahoi Brause in Kombi mit einem Vodka. Warum wir das trinken? Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Es schmeckt nicht, rumort im Bauch und spätestens nach dem fünften Shot bekommt man derartig Sodbrennen, dass man sich wünscht, nie geboren worden zu sein. Ich schiebe es ja irgendwie auf die Schnapsglocke. Wir haben eine alte Sirene dabei, deren Ertönen für alle Campinsassen einen verbindlichen Schnaps bedeutet. Meine Ohren klingeln immer noch.
I fell into a burning Ring of fire…
Ich liebe den Nürburgring. Die Rennstrecke als Festivallocation besticht für meinen Geschmack auf ganzer Linie. Wie wichtig ein fester Untergrund sein kann, haben andere Festivals oder der Ausflug nach Mendig ja durchaus schon gezeigt. Darüberhinaus ist es ein besonderes Feeling, auf dieser Traditionsstrecke unterwegs zu sein und in den Kurven, in denen schon Schumi und Co. die Runden drehten, das Mittagessen einzunehmen.
Das Gelände, was mit den Bühnen prinzipiell ein Dreieck bildet, bietet für jeden Geschmack Unterhaltungs- und Essensmöglichkeiten. Auch wenn ich den Eindruck hatte, dass das Speisenangebot schon vielfältiger war, so kam ich dennoch voll auf meine Kosten. Zwischen Italienischem Barbecue, armenischen Spezialitäten und den Klassikern wie Burritos und Handbrot konnte man es sich wirklich gut gehen lassen. Für uns dieses Jahr allerdings tabu: Pizza Mario – selbstgemacht war dann doch leckerer.
Das Örtchen Nürburg
Immer wieder schön sind auch Ausflüge nach Nürburg. Früher, als bekanntlich alles besser war, haben wir dort auf D9 gezeltet. Diese nostalgischen Gefühle bringen uns immer wieder dazu, den Weg ins Dorf auf uns zu nehmen und bei einem kalten Getränk einen Snack einzunehmen.
Lass die Musik an!
Zwischen all dem Trubel haben tatsächlich auch noch ein paar Konzerte stattgefunden. Wie immer war ich bereits im Vorfeld schon darauf eingestellt, dass meine vorher sorgsam erstellten Bandpläne nicht funktionieren würden. Doch in diesem Jahr habe ich mich relativ wacker geschlagen! Insgesamt komme ich auf knapp 15 gesehene Bands – viele von euch werden lachen, aber für den Ring ist das bei mir durchaus respektabel. Nennenswerte Verpasser meinerseits? Kettcar und Herr Manson, zwischen uns soll es wohl einfach nicht sein.
Top 5:
1. Foo Fighters – Wenig überraschend, so freute ich mich doch schon Monate aufs Konzert. Es war wahrhaftig einzigartig: alle reden über den stimmlich stark angeschlagenen Dave Grohl. Können wir bitte aber mal darüber sprechen, wie sensationell Taylor die Situation gemeistert hat? Ich bin genauso glücklich über diesen einzigartigen Gig, wie ich es mir erhofft habe. Für mich im internationalen Bereich einfach unschlagbar.
2. Stone Sour – Tolle Setlist, starker Sound, bestens gelaunter Corey Taylor. Perfektes Finale mit Song#3 und Through Glass. Schlichtweg auf ganzer Linie bockstark.
3. Bullet for my Valentine – Es ist so schön zu sehen, was aus dieser Band geworden ist. Mit 14 war ich bereits glühender Anhänger, aber wo die Jungs heute stehen, macht wirklich Spaß. Selbst zwei Freunde aus unserem Camp, die keinen Song kannten und dachten das sei „Emo-Musik“ waren im Nachhinein schwer begeistert.
4. Good Charlotte – Die Überraschung des Wochenendes. Kommen da einfach mal nach gefühlt 100 Jahren aus der Versenkung, spielen Hit um Hit und reißen den Ring ab.
5. Casper – Ich traue mich ja kaum das zuzugeben, aber ich war bei Casper. Eigentlich stehe ich ja ein bisschen auf Kriegsfuß mit ihm, aber ich muss ehrlich zugeben, dass das Konzert absolut hervorragend war. Mitreißend, unterhaltsam, kurzweilig. Vielleicht lags auch an den drölf Getränken im Vorfeld, aber das war wirklich stark.
Flop 3
Think Pink!
Bei uns mittlerweile eine feste Tradition: der Mottotag. Alle verkleiden sich, bringen Deko und unnötige Gimmicks mit und wir haben Spaß. Anlässlich meines zehn jährigen RaR-Jubiläums fiel die Wahl in diesem Jahr auf Think Pink – hauptsache blöd! Wie herrlich es ist, wenn man darauf wartet, bis die Campinsassen aus ihren Zelten kommen und sich in die doofsten Kostüme gehüllt haben. Wer eine Mottoidee für 2019 hat – immer her damit!
Barfuß im Regen – und wir tanzen und tanzen und tanzen
Die Eifel und ihr Wetter haben schon Geschichten geschrieben, die in kein Buch der Welt passen. Nach den letzten Jahren kann man dem Wettergott aber nur ein Lob aussprechen – das Wetter war weitgehend toll. Sonne, Wind zur Abkühlung und der Regen hat sich auf einen Tag konzentriert. Das Gewitter nachts hat zwar das ein oder andere Zelt zerlegt und die Wege zu Wasserstraßen gemacht, aber ansonsten kann man für Eifelverhältnisse nicht meckern.
Unsere Nachbarn hat es übrigens nicht so gut erwischt. Dort wo ihr noch Kühlschrank, Bierfässer und das Stativ einer Box seht, war am Abend vorher noch ein großes Gruppenzelt. Doof gelaufen.
Das schönste Festival wäre nichts, ohne die Leute, mit denen man dort ist. Es gab Zeiten, da waren wir mal 50 Leute in unserer Ringgruppe. Über die Jahre (und auch den Veränderungen) haben sich viele ausgeklinkt, was geblieben ist, ist der harte Kern. Die, denen nichts zu blöd ist, die schon sämtliches Elend am Ring miterlebt haben und die, die auch nächstes Jahr wieder gemeinsam hochfahren werden. Und das ist gut so! Es war einmal mehr eine großartige Zeit. Danke dafür! Deshalb: ganz viel Liebe geht raus an Bernadette, Alfons und alle anderen. I habs euch lieb!